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Weiterhin Benachteiligung Behinderter auf dem Arbeitsmarkt

Die negativen Folgen der Corona-Pandemie scheinen für Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt überwunden. So ist die Zahl der Arbeitslosen mit Behinderung im vergangenen Jahr um rund fünf Prozent auf 163.507 gesunken, wie die Aktion Mensch in ihrem am Donnerstag in Bonn vorgelegten Inklusionsbarometer Arbeit 2023 festhält. Doch trotz dieser positiven Entwicklung würden Menschen mit Behinderung auf dem Arbeitsmarkt weiterhin diskriminiert. Mehr als ein Viertel der dazu verpflichteten Betriebe in Deutschland beschäftigten keine Menschen mit Behinderung, hieß es.

Das Inklusionsbarometer Arbeit der Aktion Mensch und des Handelsblatt Research Instituts zeigt für die Entwicklung in diesem Jahr ein kritisches Bild. Der konjunkturelle Abschwung trübe die Arbeitsmarktchancen von Menschen mit Behinderung ein, sagte Bert Rürup, Präsident des Handelsblatt Research Instituts.

Die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung sei 2022 auf einen Tiefstwert von knapp elf Prozent gesunken, liege damit aber mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Quote. Der Anteil der langzeitarbeitslosen Menschen mit Behinderung sei leicht auf rund 46 Prozent gesunken.

In NRW hat sich die Zahl der arbeitslosen Menschen mit Behinderung im vergangenen Jahr zwar um rund drei Prozent auf 50.758 Betroffene reduziert. Betrachte man jedoch die Entwicklung im aktuellen Jahr, so zeige sich, dass dieser Wert seit März wieder höher liegt als im Jahr 2022, hieß es. Obwohl in NRW die Arbeitslosenquote bei Menschen mit Behinderung 2022 auf fast 14 Prozent gesunken ist, liege sie mehr als doppelt so hoch wie die allgemeine Quote, die noch dazu im Vergleich stärker sinke.

Der Anteil der langzeitarbeitslosen Menschen mit Behinderung in NRW hat sich dem Inklusionsbarometer zufolge leicht auf rund 52 Prozent verbessert. Doch auch in diesem Bereich sei der Abstand zu Langzeitarbeitslosen ohne Behinderung nach wie vor erheblich. Menschen ohne Behinderung hätten eine mehr als doppelt so hohe Chance, einen neuen Arbeitsplatz zu finden als Menschen mit Behinderung. Christina Marx, Sprecherin der Aktion Mensch, sagte: „Die Schere muss endlich kleiner werden. Von einer Gleichberechtigung ist Deutschland noch immer meilenweit entfernt.“

Entscheidend für die Inklusion auf dem Arbeitsmarkt sei die Einstellungsbereitschaft der Arbeitgeber, hieß es im Inklusionsbarometer. Fast 175.000 Unternehmen in Deutschland sind gesetzlich dazu aufgefordert, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu vergeben. Jedoch sei der Anteil der Arbeitgeber, die alle Pflichtarbeitsplätze besetzten, auf 39 Prozent gefallen und markiere damit den niedrigsten Wert seit Erscheinen des ersten Inklusionsbarometers vor elf Jahren, kritisierte die Aktion Mensch.

In NRW sind den Angaben nach über 36.000 Unternehmen gesetzlich dazu aufgefordert, mindestens fünf Prozent ihrer Arbeitsplätze an Menschen mit Behinderung zu besetzen. Doch der Anteil der Arbeitgeber, die ihre Pflichtanteile erfüllten, liege bei fast 44 Prozent, erklärte die Aktion Mensch. Keinerlei Menschen mit Behinderung beschäftigt noch immer nahezu jedes vierte Unternehmen in dem bevölkerungsreichsten Bundesland.