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Warum wählt der Finkenberg die AfD?

Russlanddeutsche in einem Kölner Brennpunkt

Der Stadtteil Köln-Finkenberg ist ein Wohnviertel mit Problemen: Vernachlässigte Häuser, hohe Arbeitslosigkeit, Kriminalität und Müll auf den Straßen. Bei der letzten Bundestagswahl hat die AfD hier in einem der Wahlbezirke fast 25 Prozent der Zweitstimmen geholt. In Finkenberg leben seit Mitte der 1990er Jahre viele Russlanddeutsche. Früher sei hier alles schöner, ruhiger, sauberer gewesen, sagen sie. Sie ärgern sich über mangelnde Müllentsorgung und Sanierungsrückstand, aber auch über die neu Zugewanderten. Sie selbst fühlen sich als Deutsche.
Olga etwa ist vor 18 Jahren mit ihrer Tochter nach Deutschland gekommen. „Ordnung, Disziplin und Sauberkeit“ sind der Werkzeugmacherin sehr wichtig. Auch der Bestatter Artur möchte, dass Regeln eingehalten werden. Die „Neuen“ würden sich nicht richtig anpassen, ärgern sie sich. Dabei haben sie sich selbst in Finkenberg eine kleine russische Heimat aufgebaut.
Roman, Vorsitzender der Landsmannschaft der Russlanddeutschen und Streetworker, pendelt zwischen den Welten. Er versucht, Jugendliche mit Migrationshintergrund von der Straße zu holen. Standen früher die russlanddeutschen Jugendlichen unter dem Generalverdacht, kriminell zu sein, sind es heute die neu Zugewanderten, wie er sagt. Aber auch für sie ist „der Finkenberg“ ihr Zuhause.

Mo, 8.10., 22.10, WDR