Diese Woche steht ein Freitag der 13. im Kalender – der einzige dieses Jahr. Dass er viel Aufmerksamkeit erfährt, ist kein Zufall, sagt ein Forscher. Aberglaube wirke auch bei klugen Köpfen. Was dahinter steckt.
Sind Sie ein wenig nervös vor Freitag, dem 13.? Diese Frage beantwortet Andreas Hergovich entspannt: “Eigentlich nicht.” Der Wissenschaftler befasst sich seit mehr als 20 Jahren mit Aberglauben. “Obwohl ich milde Flugangst habe, würde ich vermutlich an diesem Datum fliegen.” Er denkt nach: “Aber für einen ganz wichtigen Termin oder die Abschlussprüfung an der Uni – wenn ich die Wahl zwischen zwei Daten hätte, würde ich keinen Freitag den 13. wählen.”
Beispiele für Aberglauben – die die meisten seit Kindesbeinen kennen – gibt es viele: Sternschnuppe in Sicht – Wunsch frei! Scherben bringen Glück, ebenso das Pusten auf die Würfel vor dem Spiel. Einer der bekanntesten Aberglauben in Deutschland ist aber der, dass ein Freitag der 13. Pech und Unglück bringt.
Ist der Psychologie-Professor also doch anfällig für Aberglauben? Er lacht. “Ich glaube nicht daran, dass der 13. Unglück bringt. Aber weil man es so oft gehört hat, hat man es vielleicht ein bisschen internalisiert – und das kann sich aufs Handeln auswirken.” So ergeht es nicht nur dem Wiener Forscher, sondern vielen: Aberglaube prägt den Alltag, ohne dass es einem bewusst wird.
Hergovich hat ein Buch zu Horoskopen und Astrologie geschrieben – er sagt: Das ist Hokuspokus. Es gebe viele seriöse Studien zu Astrologie, zum Beispiel zu Datumszwillingen, also Personen, die nichts miteinander zu tun haben, aber am selben Ort und etwa zur selben Zeit geboren sind. “Diese Personen untersucht man über viele Jahre, da kommt nix dabei heraus”, sagt er. “Kein ähnliches Schicksal oder keine ähnliche Persönlichkeit.” Ebenso gehe es bei Freitag dem 13. um einen Glauben “an Sachverhalte, die wissenschaftlich nicht nachweisbar sind”.
Der Aberglaube, der sich um das Datum rankt, existiert in vielen Ländern Mitteleuropas, ebenso im angelsächsischen Raum. Warum, ist nicht vollends geklärt. Die Zahl 13 galt schon in der nordisch-germanischen Mythologie als Unglückszahl: Gott Loki, der als Dreizehnter bei einer Versammlung auftauchte, löste den Tod von Gott Baldur aus, und die darauffolgende Fehde soll zum Weltuntergang geführt haben. Im deutschen Sprachgebrauch hieß die 13 lange auch “das Dutzend des Teufels”. Eine weitere Erklärung kommt aus der Bibel: Judas war beim letzten Abendmahl der 13. Apostel – er verriet Jesus Christus.
Glaube, Aberglaube – dasselbe? Hergovich: “Aberglaube hat eine negative Konnotation. Wenn Menschen in religiösen Inhalten Sinn sehen, dann würde ich das nicht abwerten wollen als einfachen Aberglauben.” Zudem stoße die Wissenschaft an Grenzen. “Wir können vielleicht einen Urknall konstatieren, aber warum es überhaupt einen gibt, diese Frage kann nicht physikalisch beantwortet werden. Denn das wäre ein Rückschreiten ins Unendliche”, so der Wissenschaftler: Wenn man ein physikalisches Ereignis durch ein anderes erklären könne, fange es immer mit etwas Vorhandenem an.
Die Kirche habe das Gegenstück “Aberglaube” kreiert, um sich von ungewollten Überzeugungen abzugrenzen. “Nichtsdestotrotz gibt es in der Kirche Inhalte, die man als abergläubisch bezeichnen kann”, sagt Hergovich. Kann Aberglaube auch eine selbsterfüllende Prophezeiung sein – je mehr man an etwas glaubt, umso sicherer wird es eintreffen? Hergovich bejaht: “Ein Sportler, der ein bestimmtes Ritual vor dem Wettkampf durchführt, dem kann das Zuversicht geben.” Umgekehrt sei es möglich, dass ein Freitag der 13. weniger optimal verläuft, wenn man von vornherein ein schlechtes Gefühl habe.
Eine andere Bedeutung hat die Zahl 13 übrigens im Judentum: Dort bringt sie Glück – als göttliches Symbol. Auch in den Überlieferungen der Mayas, die 13 Himmel kannten, gilt sie als Glückszahl. Nichtsdestotrotz sitzt die Skepsis gegenüber der Zahl tief: Viele Fluglinien verfügen etwa nicht über eine 13. Sitzreihe, und in der Formel 1 wurde die “13” lange nicht als Startnummer vergeben. Diese Regel wurde – genau – 2013 aufgehoben.
Studien belegen derweil: Jüngere Menschen sind leichtgläubiger, Frauen eher abergläubisch als Männer. Wobei man nach Glaubensinhalten differenzieren muss: Männer glauben eher an Ufos als Frauen – dagegen sind Frauen anfälliger für Astrologie.
Hat Aberglaube mit Intelligenz zu tun? “Nein”, betont Experte Hergovich. “Ich kenne Universitätsprofessoren, die sehr abergläubisch sind, auch an Astrologie glauben. Aberglaube hat nichts mit Bildung und Intelligenz zu tun.” Vielmehr trete er vermehrt zu unsicheren Zeiten auf – und wenn es um die Bewältigung von unkontrollierbaren Situationen gehe. “Deswegen kommt Aberglaube so häufig im Sport vor: Da liegt es nicht nur an mir selbst, ob ich eine gute Leistung erbringe, sondern auch an den Umständen und etwa an den anderen Sportlern.” Wo viel Stress herrsche, klammerten Menschen sich an alles, das eine Illusion der Kontrolle verschafft.