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Warum die Jugend hoffnungsvoll bleibt

Viele Jugendliche blicken angesichts von Kriegen und Krisen erstaunlich zuversichtlich in die Zukunft. Auch die Kirche trägt dazu bei, zum Beispiel in Niedersachsen.

Singen, tanzen und zusammen Spaß haben: Jugendliche aus Bad Lauterberg feiern Abba-Gottesdienst
Singen, tanzen und zusammen Spaß haben: Jugendliche aus Bad Lauterberg feiern Abba-GottesdienstChristian Dolle

Zuversicht fällt nicht von Himmel. Das wissen auch die Jugendlichen in Bad Lauterberg im Harz. „Man kann es mit der Angst zu tun bekommen, wenn man auf die Weltlage schaut“, sagt Rieke Strutzberg. Doch die 17-jährige Schülerin will sich damit nicht abfinden. „Ich will zuversichtlich bleiben.“ Deswegen engagiere sie sich in der Kirche.

Mit dieser Haltung ist Strutzberg nicht allein. Zusammen mit rund 30 anderen Jugendlichen ist sie in der Jugendkirche in Bad Lauterberg aktiv. Jedes Jahr bereiten sie Motto-Gottesdienste vor, verkleiden sich, singen und tanzen und halten sogar die Predigt selbst. Zuletzt waren sie mit ihrem ausgelassenen Abba-Gottesdienst und einigen schrillen Kostümen auf dem Kirchentag und haben gute Laune verbreitet.

Jugendliche sorgen sich um Demokratie

„Wir erleben schöne Momente und haben viel Spaß“, schwärmt Strutzberg, die zugleich Vorsitzende im Jugendkirchenvorstand ist. Das mache ihr Hoffnung. Denn es sei wichtig, nicht allein zu sein und Menschen um sich herum zu haben, die zuhören und helfen. Doch das Feiern sei nur die eine Seite. „Es ist auch ein schönes Gefühl, eine Predigt zu schreiben und Jugendliche zum Nachdenken anzuregen“, betont Strutzberg. Besonders der Rechtsruck bereite ihr Sorge. „Viele Jugendliche sind verzweifelt, sie wissen nicht, wie sie sich für die Demokratie einsetzen können.“

Diesen Zwiespalt von persönlicher Zuversicht und Sorge um die politische Entwicklung bestätigt die jüngste Studie „Jugend in Deutschland“. Danach sehen annähernd zwei Drittel der Jugendlichen im Alter von 14 bis 29 Jahren zwar hoffnungsvoll in ihre eigene Zukunft. In Bezug auf die Gesellschaft seien sie jedoch pessimistisch, heißt es darin. Sorgen bereiten Kriege, fehlender Wohnraum und Inflation. Viele wünschen sich an Entscheidungsprozessen beteiligt zu werden.

Jugendliche übernehmen Verantwortung

Die Jugendkirche, die vor fünf Jahren von den sieben Kirchengemeinden der Bäderregion im Harz ins Leben gerufen wurde, komme diesem Wunsch nach, erzählt Pastor Simon Burger. „Kirche kann einen Beitrag leisten, dass Jugendliche ihre Hoffnung nicht aufgeben.“ In der Jugendkirche könnten sie sich ausprobieren. Von der Werbung und Finanzierung bis zur technischen Umsetzung seien sie für alles selbst verantwortlich. „Dabei entstehen kreative Gottesdienste“, freut sich der 40-jährige Geistliche. Am 1. Juni stehe ein Theatergottesdienst zu Dietrich Bonhoeffer an.

Ein Patentrezept für Zuversicht haben die Jugendlichen in Bad Lauterberg allerdings auch nicht. Das Engagement in der Jugendkirche sei eine „Super-Sache“, betont Strutzberg. Doch neben allem Engagement komme es ihr auch auf das Gottvertrauen an. „Er erinnert uns daran, dass wir Grund zur Zuversicht haben dürfen.“