Susanne Büttner ist erschüttert. „Wir haben uns an den Kirchentag gewendet, weil wir eine Friedenssynode durchführen und ein Friedensbekenntnis öffentlich machen wollten, das sich gegen die militärische Eskalation richtet“, sagt die überzeugte Pazifistin und Pfarrerin der württembergischen Landeskirche. Doch der Kirchentag habe die Bewerbung abgelehnt. Und so kann der Versuch zahlreicher christlicher pazifistischer Initiativen, die Kirche mit einem sogenannten Friedenszentrum und seinen Veranstaltungen wachzurütteln, nur zeitgleich und parallel zum Kirchentag in Hannover stattfinden.
Die Bewerbung hat offensichtlich bestimmten formal-inhaltlichen Voraussetzungen nicht entsprochen. „Eine Aufnahme der Synode ins Programm, ohne die Möglichkeit inhaltliche oder organisatorische Verantwortung wahrzunehmen, war dem Kirchentag als Veranstalter nicht möglich“, begründet Kirchentagssprecher Mario Zeißig die Ablehnung gegenüber der Evangelischen Zeitung. „Ungeachtet der nicht zustande gekommenen Zusammenarbeit freuen wir uns über einen kontroversen und lebendigen Dialog zum Thema Frieden.“ Auf dem Kirchentag sei das Thema in verschiedenen Podien und Mitmachformaten, Andachten und Konzerten prominent präsent.
Kirchentag: Sind die Debatten wirklich ausgewogen?
Doch gerade an der Ausgewogenheit der Kirchentagsdebatten hat Susanne Büttner ihre Zweifel. „Die Militärseelsorge gibt den Ton an.“ Sie sei zwar Teil der Kirche, aber eben auch Teil der Bundeswehr, gibt die 62-jährige Dekanin für die Gefängnisseelsorge in Baden-Württemberg zu bedenken. Und so bilde der Kirchentag eine besorgniserregende Entwicklung in der gesamten evangelischen Kirche ab. „In der EKD vollzieht sich ein Umdenken. Statt kritisch mitzugestalten, wirkt sie an einer Gesellschaft mit, die sich auf den Kriegsfall vorbereitet“, sagt die Theologin und Politikwissenschaftlerin.
Büttner verurteilt den Überfall auf die Ukraine zwar und sieht den Frieden in Europa aus dem Gleichgewicht gebracht. Doch ihrer Meinung nach sollte die Kirche kritischer sein, sich der Zeitenwende entgegenstellen und einen argumentativen wie methodischen Beitrag zur Überwindung der militärischen Eskalation leisten, wie es im Friedensruf gefordert werde.
Friedenszentrum in den “Verdi-Höfen”
Das Friedenszentrum, das vom 1. bis 3. Mai in den „Verdi-Höfen“ in Hannover (Goseriede 10)stattfindet, veranstaltet 16 Workshops mit zahlreichen Prominenten wie Margot Käßmann. Büttner hofft auf rege Teilnahme. „Die Tradition Jesu ist die Gewaltlosigkeit.“