Strenge Regeln beim Besuch von Charles und Camilla im Kirchenstaat: Ihre Kleidung ganz in Schwarz war kein modischer Zufall. Bis heute gilt im Vatikan eine jahrhundertealte Tradition.
Ein Besuch bei Papst Franziskus sollte eigentlich etwas Fröhliches sein, vor allem am eigenen Hochzeitstag – doch ein Blick auf das Foto des britischen Königspaars von seinem Spontanbesuch im Vatikan lässt daran zweifeln. Das am Donnerstag veröffentlichte Bild zeigt Charles und Camilla in Schwarz gekleidet.
Der düstere Look hat weder mit zwanzig Ehejahren noch mit der angeschlagenen Gesundheit des Papstes zu tun, sondern allein mit den strengen Kleidervorschriften im Vatikan. Wie in anderen Monarchien folgen Audienzen beim Papst einem alten Protokoll, das auch die Farbe der Kleidung vorschreibt. So wird von Besucherinnen des Papstes erwartet, dass sie schwarze Kleider und einen schwarzen Schleier tragen. Angela Merkel trug bei ihren Besuchen Anfang der 2000er Jahre noch den klassischen schwarzen Schleier, heute ist der eher die Seltenheit geworden. Auch Camilla verzichtete am Mittwoch darauf, ihre Kleidung war aber vorschriftsgemäß schwarz.
Während die dunkelste aller Farben für die meisten Besucherinnen Pflicht ist, gibt es für wenige eine besondere Ausnahme. Die gilt für Königinnen, Prinzessinnen und Ehefrauen von Monarchen, die den Titel “katholische Majestät” tragen: Sie haben das “Vorrecht des Weißen”. Diese Tradition gestattet es, sich im Vatikan ganz in Weiß zu kleiden. Das sogenannte “Privilege du blanc” ist ein Zeichen der Anerkennung des Vatikan gegenüber Monarchien, die dem Papst die Treue halten.
Es gilt weltweit nur für wenige Frauen. Das sind derzeit: die spanische Königin Letizia und ihre Schwiegermutter Sofia, Königin Mathilde von Belgien, die frühere Königin von Belgien Paola, Fürstin Charlene von Monaco und Luxemburgs Großherzogin Maria Teresa. Und Prinzessinen des Hauses Savoyen wie Marina Ricolfi Doria, die Ehefrau des letzten italienischen Kronprinzen. Sie alle dürfen im Vatikan weiß tragen.
Papst Franziskus ist jedoch dafür bekannt, das traditionelle Protokoll nicht allzu ernst zu nehmen. So empfing er 2022 die schwarz gekleidete Charlene von Monaco, obwohl sie eigentlich in Weiß hätte erscheinen dürfen. Und auch, dass Camilla bei ihrem ersten Franziskus-Besuch 2017 in einem eigentlich zu hellen Kleid im Vatikan auftauchte, schien kein Problem für den unkonventionellen Pontifex aus Argentinien gewesen zu sein.
Rania von Jordanien wählte Anfang 2025 ein rosa Kleid – ohne vatikanischen Protest. Für Diskussionen sorgte hingegen die Kleiderwahl von Queen Elizabeth II. 2014: Sie tauchte in violett im Vatikan auf – eine Farbe, die im Kirchenstaat sonst nur Bischöfe und hohe Kirchenmänner tragen.
Doch nicht nur bei Royals und Politikerinnen wird im Staat des Papstes genau auf die Kleidung geachtet. Für Frauen und Männer gilt bei Vatikanbesuchen: Schultern, Knie und Oberarme sollten bedeckt sein – an heißen Tagen hilft ein dünner Schal. Das Tragen von ärmellosen, bauchfreien oder tief ausgeschnittenen Oberteilen kann auch für Prominente zu Problemen beim Einlass in den Petersdom führen. Es zeigt sich: Der Vatikan mag der kleinste Staat der Welt sein – doch beim Thema Kleidung setzt er sich ganz groß in Szene.