Christen beim BVB Dortmund, Voodoo, rituelle Gewalt, bluttrinkende Vampire und christliches Yoga – das Arbeitsfeld von Weltanschauungsbeauftragten kann sehr umfangreich sein. In Dortmund trafen sich 19 landeskirchliche Weltanschauungsbeauftragte aus ganz Deutschland (und eine sogar aus Wien) zu ihrer diesjährigen Exkursion, um „Religiosität im Pott“ kennenzulernen. Einige Schlaglichter seien hier genannt.
Fußball und Religiosität: Auch unter BVB-Fans gibt es Christen. Der christliche Fanclub „Totale Offensive BVB 09“ hat sein Vereinsheim im „Stern im Norden“. Neben der intensiven Sozialarbeit betonte Pfarrer Sebastian Kurz von der Selbständigen Evangelisch-Lutherische Kirche (SELK) – selbst natürlich auch ein großer BVB-Fan –, dass christlicher Glaube in die Fankultur hineinwirken soll. Die „Totale Offensive“ werde in der Gemeinschaft der Fanclubs durchaus wahrgenommen. Die gemeinsamen Gottesdienste mit den Schalker Glaubensgeschwistern vor den berüchtigten Derbys mit dem Rivalen seien dabei auch eine Art von Glaubenszeugnis.
Die Mär von der Nadelpuppe
Am Folgetag in Essen erläuterte der Ethnologe Henning Christoph im „Soul-of-Africa“-Museum Aspekte der Voodoo-Religion in ihrem Ursprungsland Benin – und dass diese nichts mit den bekannten Nadelpuppen zu tun habe: Das sei „eine Erfindung Hollywoods“.
Beim Besuch im Weigle-Haus beeindruckte die interkulturelle Jugendarbeit: Christen und Muslime begegnen sich, bringen ihren jeweiligen Glauben mit ein und gehen voller Respekt miteinander um.
Spannend wurde es in der Sekten-Info NRW, als es um das „False-Memory-Syndrom“ ging: Eine junge Frau berichtete eindrucksvoll, wie ihr in ihrer Therapie eine frühkindliche Missbrauchserfahrung und dissoziative Persönlichkeitsstörung suggeriert wurden. Diese immer häufiger gestellte Diagnose wurde anschließend kritisch diskutiert. Man müsse der hochproblematischen Deutung öffentlich entgegentreten, nach der von einer zunehmenden Zahl von Therapeutinnen auf einen rituellen Missbrauch, meist durch satanische Gruppen, geschlossen werde.
Abends in Dortmund ging es mit düsteren Themen weiter: Die Kriminalpsychologin Lydia Benecke referierte über die Real-Life-Vampyre-Subkultur (das „y“ im Namen ist deren Erkennungsmerkmal). Diese zahlenmäßig kleine Gruppe innerhalb der Gothic-Szene nehme sich in ihrer Selbstwahrnehmung als Vampire wahr. Sie kommuniziere und organisiere sich über internationale Internetforen. Einige glaubten, die „Energie“ ihrer Mitmenschen saugen zu müssen, andere regulierten ihre Stimmung mit dem Konsum kleiner Mengen Blut, das sie vornehmlich von freiwilligen, menschlichen Spendern, sogenannten „Donoren“, erhalten würden. Aus psychologischer Sicht reflektierte Frau Benecke über mögliche Gefahren dieser Gruppen.