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Voneinander feiern lernen

Gottesdienste können ganz unterschiedlich aussehen. Eine Tagung setzt auf Neugier

„Gottesdienst – so oder so?“ lautet der Titel der ersten Tagung des Forums Pfingstkirche und Landeskirche. Eingeladen sind ausdrücklich keine Expertinnen und Experten, sondern interessierte Gemeindeglieder aus beiden Glaubensgemeinschaften. Bernd Becker sprach für UK mit zwei der Organisatoren.

 

Wie ist die Idee zu dieser Tagung entstanden?
Dirk Spornhauer: In einigen anderen Regionen Deutschlands gibt es bereits ähnliche Begegnungsforen, etwa in Baden-Württemberg oder in Sachsen. Das ist eine gute Möglichkeit, einander besser kennenzulernen, und deshalb halte ich das auch für Westfalen für sinnvoll. Die Einladung richtet sich an Menschen aus der Landeskirche, und an die Mitglieder des Bundes Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). Zudem gibt es viele Pfingstgemeinden, die nicht im BFP organisiert sind. Auch diese sind herzlich willkommen. Unsere Ziele: Kennenlernen und voneinander wissen. Wichtig ist, aufeinander zu hören und nicht nur übereinander zu reden. Dies wollen wir insbesondere am Thema Gottesdienst ausprobieren.

 

Ist die Hemmschwelle hoch, sich zu begegnen?
Egbert Warzecha: Man sollte keine Berührungsängste haben. Ich selbst zum Beispiel war ursprünglich katholisch, wollte sogar Kirchenmusiker werden. Dann wurde ich jedoch Atheist. Später bin ich dann in der Pfingstgemeinde gelandet. Ich kenne beide Welten und auch deren Verschiedenheit. Ich wünsche mir, dass wir alle locker damit umgehen.

 

„So oder so“ steht auf dem Flyer zur Tagung. Heißt das, ich muss mich entscheiden? Entweder Landeskirche oder Pfingstkirche?
Egbert Warzecha: Das „oder“ ist von uns bewusst ein bisschen provokant formuliert worden. Es spiegelt einfach wider, wie distanziert sich die beiden Glaubensrichtungen oftmals gegenüberstehen. Aber niemand muss sich entscheiden. Es soll einfach Anstoß zur Diskussion sein. Schon im Vorbereitungskreis ist uns ein offenherziges Miteinander gelungen. Das wünschen wir uns auch bei dem Treffen im Oktober.

 

Was ist das Ziel der Tagung?
Dirk Spornhauer: Uns liegt vor allem viel daran, dass das keine Eintagsfliege bleibt, im Sinne von: Gut, dass wir mal miteinander gesprochen haben. Wir möchten erreichen, dass es danach weitergeht und dass etwas wächst. Dieses erste Forum soll ein Impuls sein, dass sich immer mehr Menschen für den Dialog interessieren – in der Evangelischen Kirche von Westfalen sowie innerhalb und außerhalb des BFP. Dann können mit der Zeit immer mehr Brücken gebaut werden.

 

Wer sollte sich eingeladen fühlen?
Dirk Spornhauer: Die Tagung richtet sich an Menschen, die in der Gemeindeleitung tätig sind, gern Presbyterinnen und Presbyter sowie Älteste in den Pfingstgemeinden. Aber alle Gemeindeglieder sind willkommen, ebenso wie Pfarrerinnen oder Pastoren. Es soll kein Expertengespräch werden, sondern Begegnung auf Augenhöhe. Wir wollen nicht kirchlichen Repräsentanten zuhören, sondern uns gegenseitig kennenlernen. Es geht um Respekt und Verständnis füreinander, auch wenn man nicht in allem die Meinungen des anderen teilt.
Egbert Warzecha: Insider und Delegierte tauschen sich schon seit Längerem aus. Jetzt braucht das Ganze eine breitere Basis. Wir werden deshalb auch am Ende der Tagung keine tiefgreifende theologische Erklärung verabschieden. Wenn wir einen regen Austausch haben, ist schon viel erreicht. Hauptsache, es wird lebendig und kommunikativ.

 

Egbert Warzecha ist als Pastor in der Kirche im Bahnhof (Freie Christengemeinde) in Dorsten tätig. Er ist dort Gesamtleiter und für die Entwicklung weiterer Standorte mit verantwortlich. Daneben ist er Regionalleiter im Bund Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP) in NRW. In dieser Funktion gehört er auch dem Präsidium des BFP auf Bundesebene an.

Dirk Spornhauer ist Pfarrer der Evangelischen Kirchengemeinde Raumland (Kirchenkreis Wittgenstein) und Vorsitzender des Evangelisches Bundes Westfalen und Lippe. Am Konfessionskundlichen Institut in Bensheim ist er beratender Mitarbeiter, zuständig für Pfingstkirchen und charismatische Bewegungen. Spornhauer gehört dem landeskirchlichen Ausschuss für Weltmission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung an, ist Delegierter in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen (ACK) in NRW sowie im Freikirchenforum NRW und
Mitglied im Verein für Freikirchenforschung.

• „Gottesdienst – so oder so?“:  6. Oktober, 10 bis 15.30 Uhr, Bielefeld, Freie Christengemeinde. Im Sinne des Infektionsschutzes gilt die 3G-Regel. Impulsvorträge halten unter anderem Gregor Bloch (Evangelischer Bund), Bernhard Olpen (Christliches Zentrum Düsseldorf) und Udo Schulte (Geistliche Gemeindeerneuerung Westfalen). Anmeldung: E-Mail silke.lueck@igm-westfalen.de