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Von Hotzenplotz bis Krabat

Seine Werke wie „Der kleine Wassermann“, „Die kleine Hexe“, „Der Räuber Hotzenplotz“, „Das kleine Gespenst“ und „Krabat“ haben Generationen von Kindern fasziniert. Sie wurden in mehr als 50 Sprachen übersetzt, die weltweite Gesamtauflage seiner Bücher beträgt rund 50 Millionen Exemplare. Unter dem Titel „Der Mensch braucht Geschichten“ zeigt die Berliner Staatsbibliothek von Freitag an eine Ausstellung über den 2013 verstorbenen Kinderbuchautor Otfried Preußler. Anlass ist dessen 100. Geburtstag.

Der am 20. Oktober 1923 im böhmischen Liberec (Reichenberg) geborene Preußler gehörte zu den bekanntesten deutschen Schriftstellern und Kinderbuchautoren. „Die Erzählungen von Otfried Preußler gehören auch 60 Jahre nach ihrem Erscheinen noch zu den Lieblingsbüchern vieler Kinder,“ sagt Ausstellungskuratorin Carola Pohlmann am Donnerstag in Berlin: „Die kleine Hexe, Räuber Hotzenplotz oder das kleine Gespenst sind besonders nahbare Figuren, die ähnlich fühlen wie wir selbst.“

Die Ausstellung erzählt ausgehend von Preußlers Nachlass die Entstehungsgeschichten seiner Werke und zeichnet den Lebensweg des berühmten Kinderbuchautors als Lehrer, Zeichner und Illustrator nach. Neben Manuskripten und Erstausgaben sind viele persönliche Gegenstände wie sein Diktiergerät und seine Mütze, Originalillustrationen und Filmrequisiten zu sehen.

Anhand von Briefen und persönlichen Dokumenten werden wichtige Lebensstationen wie Kindheit und Jugend im Sudetenland, der Zweite Weltkrieg und seine russische Gefangenschaft von 1944 bis 1949 nachgezeichnet. Zu sehen sind etwa Original-Postkarten, die Preußler aus dem Kriegsgefangenenlager an seine Mutter schrieb.

Ein von der Künstlerin und Szenografin Sophie Meyerhoff gestalteter Raum widmet sich Preußlers bekanntestem Werk „Krabat“. An der auf der sorbischen Krabat-Sage basierenden düsteren Geschichte um den Lehrling eines Zaubermeisters in der Lausitz saß Preußler zehn Jahre. Erschienen ist das Buch schließlich 1971.

Der schwere Stoff habe ihren Vater sehr belastet und zeitweise regelrecht krank gemacht, erzählt Tochter Susanne Preußler-Bitsch: „Um sich zu gesunden, hat er zwischendurch dann die heitere Geschichte um den Räuber Hotzenplotz geschrieben.“ Herzstück des „Krabat“-Raumes ist ein sechs Meter langes Leporello mit 27 Kohle- und Kreidezeichnungen von Meyerhoff.

Der Krieg und die Vertreibung aus dem Sudetenland sei in ihrer Familie sehr präsent gewesen, sagte Preußler-Bitsch. Trotzdem hätten sie und ihre beiden Schwestern eine schöne und unbeschwerte Kindheit gehabt: „Viele seiner Bücher sind im Zusammenleben mit uns Kindern entstanden.“

Laut Kuratorin Pohlmann hielt Preußler zeitlebens immer engen Kontakt zu seinen jungen Lesern. Davon zeugen zahlreiche Briefe. Auch Preußlers „Alter Ego“, der Räuber Hotzenplotz, korrespondierte regelmäßig mit der Welt. Unter anderem schrieb er spöttische Beschwerdebriefe an den damaligen bayerischen Innenminister Günther Beckstein (CSU) und Bundespostminister Christian Schwarz-Schiling (CDU).