Es ist Herbst 1817: Der Händler Georg Barth klappert mit seinem Pferdefuhrwerk mittelfränkische Hopfenerzeuger nach Ware ab. Danach ist er auf seiner Handelsroute unterwegs, um den Hopfen zu verkaufen. Um 1857 ist sein Sohn Johann schon Großhändler am Nürnberger Hopfenmarkt. „Gleichzeitig war immer die ganze Familie als Handelsvertreter in ganz Deutschland unterwegs“, erzählt Archivarin Astrid Schneck in den Geschäftsräumen der Hopfenhandelsfirma BarthHaas in Nürnberg. In welchem Ort wie viel Hopfen an- und verkauft wurde, wie viel die Übernachtungen dort kosteten und wie hoch die Jahresumsätze waren, erzählen bis heute die frühen Geschäftsbücher des Familienunternehmens.
Das Besondere: „Auch nach längerer Suche konnte ich keine anderen so alten Firmenbücher von Hopfenhändlern aus Nürnberg finden“, sagt Schneck. Dabei habe es um 1885 mehr als 350 eingetragene Hopfenhändler vor Ort gegeben. In den Büchern lässt sich gut nachvollziehen, wie sich die Umstände für die Händler über die Jahrzehnte veränderten. So wurde das kleinteilige Haustürgeschäft nach und nach von zentralen Einkäufen auf dem Nürnberger Hopfenmarkt und dem Export per Eisenbahn abgelöst.
Die 36 Geschäftsbücher müssen dringend restauriert werden. Einige Einbände sind gerissen, Seiten sind verknickt oder haben Wasserschäden, Säure frisst sich in die Bücher von den Pappschubern, in denen sie gelagert sind. Ist die Sicherung erledigt, kann Schneck die Bücher digitalisieren und umfassend sichten. Für ihr Vorhaben erhält die Firma BarthHaas eine Förderung von der Koordinierungsstelle für die Erhaltung des schriftlichen Kulturguts (KEK) in Berlin. Insgesamt zwölf Projekte mit besonders schützenswerten Schriftgütern werden in Bayern in diesem Jahr mit mehr als 182.000 Euro gefördert, teilt die KEK mit.
In der Staatlichen Bibliothek Ansbach beschäftigen sich die Experten mit Kriegsschauplätzen im Habsburger und im Osmanischen Reich. Dass dort Baupläne von Festungen aus dem 16. und 17. Jahrhundert lagern, erklärt sich durch die geschichtlichen Wurzeln der Bibliothek – einstmals war sie die Schlossbibliothek der Ansbacher Markgrafen. Bibliotheksleiter Christian Mansch: „Als Befehlshaber von Reichstruppen oder durch die Beteiligung Ansbacher Regimenter an zahlreichen Kriegen wie dem Türken- oder Erbfolgekrieg sind diese wertvollen militärischen Dokumente in den Besitz der fürstlichen Familie gelangt.“ Ihr heutiger Zustand sei allerdings so, dass die Nutzung zu Forschungszwecken sehr eingeschränkt ist. Aktuell werden die alten Pläne von spezialisierten Restauratoren in München trocken gereinigt, danach restauriert und schließlich in neuen Schutzkassetten gelagert sowie digitalisiert.
Nicht direkt um das historische Kulturgut selbst geht es beim geförderten Projekt im Würzburger Stadtarchiv: „Ein gelöstes Problem?“ ist es überschrieben und beschäftigt sich mit „Lösungsversuchen an selbstklebenden Etiketten auf Buchrücken des 16. bis 20. Jahrhunderts“. Restauratorin Rachel Busse erläutert, weshalb die Etiketten überhaupt wieder „runter“ sollen von den Büchern: „Die Etiketten sind schädlich für die Originale, da die Klebstoffschicht daran zu Verwerfungen des Einbands führen kann.“ Sie führen zudem zu einer beschleunigten Alterung des Materials an und neben den Klebestellen – und belasten wegen der oft säurehaltigen Etikettenpapiere die Originale. Eine freiberufliche Restauratorin wird nun verschiedene Löslichkeitstests starten: mit Lösungsmitteln, mit Wärme und mechanisch. „Neu ist, dass wir eine umfangreiche Studie durchführen, die Etiketten kategorisieren und den Klebstoff analysieren lassen.“
Das Erzbistum München und Freising wird in diesem Jahr gleich zweimal durch die KEK gefördert. 4.000 Seiten Vorlesungsmitschriften des Philosophen Georg Wilhelm Friedrich Hegel (1770-1831) aus der Diözesanbibliothek sollen gesichert werden. Außerdem will man beschädigte Objekte aus alten Kloster-, Pfarr- und Kapitelsbibliotheken restaurieren, die teilweise bis ins 16. Jahrhundert zurückreichen, erzählt Roland Götz, stellvertretender Direktor von Archiv und Bibliothek des Erzbistums. Darunter befinden sich historische Literatur zur barocken Frömmigkeit genauso wie Jahresberichte aus alten Klöstern. Letztere ermöglichen einmalige Einblicke in das Klosterleben. Für mehr als 15.000 Bände wurde eine Schadenskartierung angelegt, mehr als 2.500 mussten gesichert, restauriert oder neu verpackt werden.