„Mach‘s Maul auf“ – der provokante Ausstellungstitel macht neugierig. Und genau das soll er auch. Schließlich handelt es sich dabei um eines der gewaltigsten Zitate von Martin Luther, dem Mann, der mit seinen 95 Thesen vor exakt 500 Jahren die Welt ins Wanken brachte. Mit jeder Menge sehenswerter und unterhaltsam inszenierter Exponate lockt das Weserrenaissance-Museum Schloss Brake nach Lemgo.
Ein absolutes Highlight der Ausstellung ist das berühmte Portrait Martin Luthers – gemalt von keinem Geringeren als Lucas Cranach, dem Älteren. Er war einer der bedeutendsten deutschen Maler und Grafiker der damaligen Zeit – quasi ein Superstar der Renaissance. Doch damit nicht genug – dem Museum ist es sogar gelungen, ein weiteres wertvolles Original des Malers für die Ausstellung zu gewinnen.
Anschaulich, verständlich und mit einem Augenzwinkern kommt die Ausstellung daher. So dürfen die Besucher beispielsweise bei nicht jugendfreien Kunstobjekten einen Blick durch ein Schlüsselloch werfen.
Gespannt sein darf man auch auf das, was passiert, wenn etwas Kleingeld in den Ablasskasten fällt.
Kurzweilig werden die kulturellen, politischen und kirchlich-religiösen Rahmenbedingungen der Reformation in der hiesigen Region aufgezeigt. Nur wenige wissen beispielsweise, dass schon früh Anhänger von Martin Luther in Bremen, Braunschweig, Minden und Herford predigten. Zusammen mit den Bürgern der Städte wandten sie sich gegen die katholische Kirche. Es gab Aufruhr. Die Bürger stürmten Kirchen und Klöster. Sie zerschlugen Altäre und Heiligenbilder. Bestes Beispiel hierfür ist eine ausgestellte gotische Madonna mit Kind. Der Mutter Gottes fehlen Hand und Nase, dem Jesuskind wurde sogar der gesamte Kopf abgeschlagen – Ausdruck tiefer Unzufriedenheit und Kampfeswillen.
Die Ausstellung veranschaulicht die Entstehung und den Verlauf der Reformation im Weserraum. Gemälde, Skulpturen, Flugblätter und moderne Medien führen den Besuchern die enormen Veränderungen und den Wandel der christlichen Religion vor Augen. Es wird klar, wie und warum verschiedene Glaubensrichtungen entstanden und wie sie mit Hilfe der damals „neuen Medien“ weiterverbreitet wurden.
– Die Ausstellung „Mach‘s Maul auf“ im Weserrenaissance-Museum Schloss Brake wird vom 3. September 2017 bis 7. Januar 2018 gezeigt. Das Museum öffnet am 29. April wieder. Informationen über die Ausstellung im Internet demnächst unter: www.machs-maul-auf.de.
Vom 3. September bis 7. Januar 2018 ist im Lippischen Landesmuseum Detmold die Ausstellung „Machtwort! Reformation in Lippe“ zu sehen, die anhand regionaler Zeugnisse aus Kunst und Alltagskultur zeigt, wie in einem kleinen Territorium die Reformation die Welt veränderte.
Das Hexenbürgermeisterhaus in Lemgo befasst sich vom 26. August bis Ende Januar 2018 unter dem Titel „Glaube, Recht & Freiheit – 1517.1617.2017“ mit den Folgen von Reformation und Röhrentruper Rezess für die Stadt Lemgo und insbesondere die lutherischen Kirchengemeinden St. Marien und St. Nicolai.