Artikel teilen:

Vom Alex zur Gedächtniskirche

Die Flüchtlinge in Berlins Mitte haben ihren Hungerstreik abgebrochen. Zuvor spielten sich dramatische Szenen ab.Von Uwe Baumann und Sibylle Sterzik

Von Uwe Baumann und Sibylle Sterzik

Es ist zugig am Alexanderplatz am Samstagmorgen. Die Regennacht war kalt, immerhin hatte es keine Übergriffe, keine Anfeindungen und Pöbeleien durch Passanten oder Gegendemonstranten gegeben. Die Flüchtlinge am Rande des Alexanderplatzes liegen unter Decken vergraben, durch die längst Kälte und Nässe bis auf die Haut gedrungen sind. Tag 4 des trockenen Hungerstreiks bricht an. Im nahegelegenen Kongresszentrum findet eines der größten Ärzteseminare Deutschlands statt. Verdutzt und irritiert schauen etliche Mediziner aus den Panoramafenstern auf die vor ihnen ausgebreitete Szenerie. Eigentlich sind sie es, die Leben retten. Was aber wäre hier zu tun? Drei Unterstützer sind vor Ort. So nennen sich die freiwilligen Helfer. Sie kümmern sich um die geschwächten Flüchtlinge, sprechen mit der Polizei, mit Passanten und Touristen, sie messen den Puls bei den Flüchtlingen. Alle halbe Stunde. Trockener Hungerstreik schädigt den Körper – durch den Wasserverlust sackt der Blutdruck ab, den inneren Organen fehlt die Durchblutung, Bewusstlosigkeit droht. Das nehmen die Flüchtlinge in Kauf. Ihr Leben, das momentan am seidenen Faden hängt, ist ihr letztes Unterpfand, das sie einsetzen können, um auf ihre Forderung aufmerksam zu machen: die Anerkennung als Flüchtlinge nach Paragraf 23 des Deutschen Aufenthaltsgesetzes. (…)

Weiterlesen