Die Österreicherin Victoria Bonelli zieht Kinder einer Karriere vor. Mit ihrem Buch “Vollzeitmutter – Der wichtigste Beruf der Welt” will sie die Arbeit von Hausfrauen würdigen, wie sie im Interview der “Welt” berichtet.
Sie erwartet ihr sechstes Kind und spricht vom “Glück, Mutter zu sein”: Die Österreicherin und studierte Kommunikationswissenschaftlerin Victoria Bonelli wirbt mit ihrem Erstlingswerk “Vollzeitmutter – Der wichtigste Beruf der Welt” für eben jenes Leben als “Vollzeitmutter”. Im Interview mit der Tageszeitung “Die Welt” (Freitag) erklärt sie, einfach Mutter zu sein sei ein Glück, “das viele Frauen sich offenbar nicht mehr zu leben trauen, weil sie meinen, gesellschaftliche Konventionen erfüllen zu müssen”.
Sie habe ihre Entscheidung, Hausfrau und Vollzeitmutter zu werden, frei getroffen, obwohl beides früher nie ihr Ziel gewesen sei. “Zu sagen: Ich will Hausfrau sein – das wäre unter meinem Niveau gewesen”, so die Unter-40-Jährige. Jetzt wolle sie andere Frauen ermutigen: “Wenn ich auch nur für eine einzige junge Frau, die auch so eine Sehnsucht im Herzen hat, eine Art Freundin sein kann, hat sich mein Buch ausgezahlt.” Ihr Lebensglück sei es, ihre Kinder heranwachsen zu sehen.
Zugleich kritisiert die Autorin eine “Nabelschau, die viele Menschen heute betreiben”. Sie führe letztlich in die Einsamkeit. Und auch eine “tolle Karriere” sei kein alleiniger Glücks- und Heilsbringer. Frauen hätten heute Zugang zu “fast allem”, das bedeute aber nicht, dass sie fast alles haben könnten, sagt Bonelli. “Wir können zwar beinahe alles haben, aber nicht gleichzeitig. Selbst hintereinander geht sich vieles nicht aus.”
Der bald sechsfachen Mutter zufolge sollte Arbeit nicht nur auf bezahlte Erwerbstätigkeit beschränkt werden. Die Frage “Wann arbeitest du denn wieder?” tue ihr weh. “Es ist kein respektvoller Umgang mit der Arbeit, die ich leiste.” Die Arbeit einer Mutter entspreche einer Studie zufolge rund zweieinhalb Vollzeitjobs, berichtet Bonelli. “Es ist ein harter Job.” Mit ihrem Buch wolle sie diese Arbeit der Hausfrau würdigen – auch wenn ihr das antiquiert klingende Wort nicht gefalle.
Wichtig sei bei diesem Lebensmodell aber, dass beide Partner denselben Begriff von Ehe hätten, was Treue und Dauerhaftigkeit angeht. Zudem müsse der Haupterwerbstätige finanzielle Vorkehrungen treffen. “Da ist vieles denkbar. Eine Eigentumswohnung etwa, die dann auch 50-50 im Grundbuch eingetragen ist oder vielleicht eine private Pensionsvorsorge”, erklärt die Autorin, die mit dem österreichischen Bestsellerautor und Psychiater Raphael M. Bonelli verheiratet ist. Eine finanzielle Absicherung sei unerlässlich.