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Völlig losgelöst

Über den Predigttext zum 9. Sonntag nach Trinitatis: Philipper 3, 7-12

Predigttext
(…) 8 Ich betrachte überhaupt alles als Verlust im Vergleich mit dem überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne. Durch ihn hat für mich alles andere seinen Wert verloren, ja, ich halte es für bloßen Dreck. Nur noch Christus besitzt für mich einen Wert. 9 Zu ihm möchte ich um jeden Preis gehören. (…) Ich möchte vor Gott als gerecht bestehen, indem ich mich in vertrauendem Glauben auf das verlasse, was er durch Christus für mich getan hat. 10 Ich möchte nichts anderes mehr kennen als Christus: Ich möchte die Kraft seiner Auferstehung erfahren, ich möchte sein Leiden mit ihm teilen. (…)  12 Ich meine nicht, dass ich schon vollkommen bin und das Ziel erreicht habe. Ich laufe aber auf das Ziel zu, um es zu ergreifen, nachdem Jesus Christus von mir Besitz ergriffen hat.
Übersetzung: Gute Nachricht

 

Im Sommer wird das Leben leichter. Die Sonne lacht. Der Urlaub winkt. Die Tage sind oft nicht so vollgestopft. Zeit für lange Abende in der Familie oder mit Freunden. Viele können einen Gang zurückschalten. Gedanken und Gefühle bekommen Platz, die sonst kaum Raum haben. Mancher verliebt sich im Sommer über beide Ohren. Eine neue Liebe – auch mit dem bisherigen Partner. Andere ziehen im Urlaub Bilanz. Oft werden Entscheidungen getroffen.
Paulus zieht auch Bilanz. Er sieht zurück auf sein früheres Leben: „Nur Mist gebaut!“ „Alles wertlos!“ So bezeichnet Paulus seine Vergangenheit. „Das frühere Leben war Dreck!“ „Müll!“
Dabei war sein bisheriges Leben vorbildlich: Er gehörte zur Elite des Volkes Israel. Er befolgte streng und gewissenhaft die jüdischen Gesetze. Er war angesehen in Fachkreisen. Jeder, der vom mosaischen Gesetz abwich, wurde von ihm bekämpft. Die neuen Anhänger von Jesus Christus brachte er ins Gefängnis. Dafür applaudierten seine Vorgesetzten. Aber irgendwie ist das alles nun nichts mehr wert.
Eine Begegnung hat das Leben des Paulus auf den Kopf gestellt. Umgekrempelt.
Paulus ist Jesus Christus begegnet. Genauer: Jesus Christus ist Paulus begegnet. Auf dem Weg nach Damaskus hat sich Jesus dem Paulus in den Weg gestellt. Der, den er zuvor bekämpft hatte, lässt ihn nun nicht mehr los: „Was für mich (früher) Gewinn war, das habe ich durch Jesus Christus als Nachteil und Schaden erkannt.“ „Ich betrachte alles andere als Verlust im Vergleich zu dem überwältigenden Gewinn, dass ich Jesus Christus als meinen Herrn kenne.“
Paulus ist fasziniert von Jesus Christus. Paulus ist wie verliebt: „Zu Jesus Christus möchte ich um jeden Preis gehören.“ Er pfeift auf seine ganze bisherige Gelehrsamkeit und wirft alles über Bord! Er hat etwas viel Kostbareres gefunden: einen Schatz, die Liebe seines Lebens: Jesus Christus.
Paulus entdeckt in Jesus Christus die Liebe Gottes. Wie Jesus Christus sein Leben am Kreuz gab und alle Forderungen des mosaischen Gesetzes erfüllt hat. Wie Jesus Christus als von den Toten Auferstandener Leben über den Tod hinaus eröffnet. Auf diese Liebe Jesu will Paulus sich völlig verlassen.
„Eine neue Liebe ist wie ein neues Leben“, trällert ein Schlager. Paulus könnte da einstimmen. Die neue Liebe bestimmt jede Faser seines Lebens. Paulus möchte Jesus Christus mehr und mehr erkennen. Enger und enger möchte er mit ihm verbunden sein, mit seinem Lebensweg, mit seinem Leiden, mit seinem Tod und mit seiner Auferstehung.
Überschwängliche Liebe, so dass alles, was vorher wichtig war, völlig unwichtig wird. Dabei weiß Paulus sehr genau, dass seine eigene Liebe keineswegs vollkommen ist. „Ich jage ihm aber nach. Ich strecke mich danach aus, um diese Liebe zu ergreifen, weil ich von Jesus Christus ergriffen bin“, schreibt er. „To fall in love“ sagen Engländer. Hineinfallen in die Liebe. Paulus ist ergriffen von der Liebe Jesu Christi. Diese Liebe treibt sein neues Leben an.
Im Sommer wird das Leben leichter. Gedanken und Gefühle bekommen mehr Platz: Welchem Ziel jage ich nach? Wer treibt mich an? Worin bin ich verliebt?
Für Paulus ist die Sache klar: Er ist wie verliebt in Jesus Christus. Diese neue Liebe ist sein neues Leben.
Und bei Ihnen und mir?
Die Liebe Jesu schenkt eine Lebensmitte, die ich nicht selber machen muss. Die Liebe Jesu hilft, Enttäuschungen auszuhalten: bei anderen Menschen, an unserer Kirche und auch bei mir selbst. Die Liebe Jesu schenkt neues Leben. Ich muss nicht bei mir selber stehen bleiben. Ich kann mich ausstrecken nach IHM. Ich kann alte Verletzungen loslassen. Mit IHM kann ich reisen mit leichtem Gepäck.
Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass diese Liebe Ihr Leben findet. Der Sommer ist dafür eine gute Zeit.