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Voderholzer: Nationalistische Tendenzen in Politik beunruhigend

Der Regensburger Bischof schätzt den vor 90 Jahren ermordeten NS-Gegner Fritz Gerlich sehr. Dessen Haltung und Schicksal habe auch Botschaften für die aktuelle politische Lage, findet er.

Der Regensburger katholische Bischof Rudolf Voderholzer findet völkisch-nationalistische Tendenzen in der aktuellen Politik beunruhigend. “Ich stehe auch zu jedem Wort, das wir deutschen Bischöfe dazu bei der jüngsten Frühjahrsvollversammlung in Augsburg geschrieben haben”, sagte Voderholzer in einem am Donnerstag veröffentlichten Interview mit der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA). In der Stellungnahme bezeichnet die Deutsche Bischofskonferenz völkischen Nationalismus als unvereinbar mit dem Christentum und die AfD als nicht wählbar für Christinnen und Christen.

Voderholzer sagte, er habe ein Votum in den Text der Bischöfe mit eingebracht, nämlich den Schutz des menschlichen Lebens von seinem Beginn bis zu seinem natürlichen Ende als einen Aspekt der Menschenwürde. “Ich will auf keinen Fall, dass wir dieses Thema nicht mehr besetzen und irgendwelchen Rändern überlassen.” Gewünscht hätte er sich außerdem, dass die Bischöfe Katholikinnen und Katholiken dazu aufrufen, “sich noch stärker in den demokratischen Parteien der Mitte zu engagieren, um den Geist des Evangeliums in Gestalt der katholischen Soziallehre in die Politik zu tragen”.

Der Bischof äußerte sich anlässlich des Todestags des von ihm sehr geschätzten NS-Gegners und Publizisten Fritz Gerlich am 1. Juli vor 90 Jahren. Adolf Hitler sei an die Macht gekommen, weil die politische Mitte “damals einfach zu schwach” und “mancher Zwist in diesem Lager unnötig gewesen” sei. Leider habe Gerlichs 1930 aufgenommener publizistischer Kampf gegen den Nationalsozialismus nicht zum Erfolg geführt. “Im Nachhinein hat Gerlich in vielem Recht behalten.” Auch heute würde Gerlich die Ideologien hinter rechtsextremen Umtrieben benennen und die “wirklich demokratischen Kräfte” unterstützen.

Voderholzer nahm in dem Interview auch Bezug darauf, dass Gerlich zunächst “nationalkonservative Ansichten vertreten hat und auch Adolf Hitler anfänglich durchaus mit einer gewissen Sympathie begegnet ist”. Das habe sich aber mit Hitlers Putschversuch am 9. November 1923 geändert. “Da ist ihm die Grenze einer extrem nationalistischen Position deutlich geworden.”

Der Bischof verwies in diesem Zusammenhang auf die Bedeutung von Patriotismus. “Den muss man von Nationalismus deutlich unterscheiden, das sind zwei Paar Stiefel.” Jeder Mensch habe und brauche eine Heimat. “Zu der darf er auch stehen, ohne sich damit gegen andere zu richten.”