Fast 80 Prozent der Krankenhäuser in Baden-Württemberg erwarten für das kommende Jahr ein Defizit. „So schlecht war die finanzielle Lage der Kliniken im Land seit Beginn unserer Befragungen im Jahr 2010 noch nie“, sagte Heiner Scheffold, Vorstandsvorsitzender der Baden-Württembergischen Krankenhausgesellschaft (BWKG), der die Zahlen am Donnerstag in Stuttgart vorstellte. Die BWKG macht für die Verschlechterung der Situation die Politik der Bundesregierung verantwortlich.
Die Ampel-Koalition habe den Krankenhäusern durch gesetzliche Änderungen alleine im laufenden Jahr über 100 Millionen Euro weggenommen und verweigere außerdem die dauerhafte Finanzierung der Inflationskosten durch den Ukraine-Krieg, beklagte Scheffold. Die Kliniken könnten nicht auf eine Krankenhausreform warten, die vielleicht in drei oder vier Jahren wirksam werde.
Wegen fehlenden Personals könnten allein in den baden-württembergischen Allgemeinkrankenhäusern aktuell fast zehn Prozent der Betten nicht belegt werden, hieß es weiter. 1.400 Betten seien mit Menschen belegt, die auf eine passende Anschlussversorgung, etwa in einem Pflegeheim, warteten. Diese Betten könnten nicht mit neuen Behandlungsbedürftigen belegt werden.
Die BWKG fordert eine Rücknahme der Kürzungen, die Erhöhung der Krankenhausvergütung um mindestens vier Prozent und die verlässliche Finanzierung von künftigen Kostensteigerungen. Außerdem müssten die Bürokratie abgebaut und ausländische Fachkräfte schneller anerkannt werden. Derzeit seien bereits drei baden-württembergische Krankenhäuser im sogenannten Schutzschirmverfahren mit dem Ziel, über die Eigenverwaltung noch eine Sanierung zu erreichen. (2813/23.11.2023)