Predigttext
13 Zu der Zeit kam Jesus aus Galiläa an den Jordan zu Johannes, dass er sich von ihm taufen ließe. 14 Aber Johannes wehrte ihm und sprach: Ich bedarf dessen, dass ich von dir getauft werde, und du kommst zu mir? 15 Jesus aber antwortete und sprach zu ihm: Lass es jetzt zu! Denn so gebührt es uns, alle Gerechtigkeit zu erfüllen. Da ließ er‘s ihm zu. 16 Und als Jesus getauft war, stieg er alsbald herauf aus dem Wasser. Und siehe, da tat sich ihm der Himmel auf, und er sah den Geist Gottes wie eine Taube herabfahren und über sich kommen. 17 Und siehe, eine Stimme aus dem Himmel sprach: Dies ist mein lieber Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe.
Wie schnell er groß geworden ist! Eben erst geboren, in die Krippe gelegt, und jetzt seine ersten Worte. Gerade haben wir noch die Geschichte seiner Geburt im Stall und von den drei Königen gehört. Und schon wird uns ein erwachsener Jesus vor Augen gestellt, dessen erste Worte wir im Bibeltext lesen.
Zugegeben, diese ersten Worte erfolgen in der Darstellung des Evangelisten Matthäus bereits als Erwachsener am nun folgenden Beginn seines Wirkens, aber gefühlt war er doch eben noch ein Kind und wir gerade noch im weihnachtlichen Geschehen. Und heute hören wir von der Taufe Jesu.
Warum der, der keine Umkehr braucht?
Ein Kind, das im Stall zur Welt kommt, das aber so wichtig zu sein scheint, dass sich drei Weise auf den Weg zu ihm machen. Und heute begegnet uns eine Erzählung, bei der Jesus auf Johannes trifft. Johannes, der den Beinamen „der Täufer“ trägt. Einen zu seiner Zeit weithin bekannten Mann. Die Menschen machen sich von weit her auf den Weg zu ihm, um getauft zu werden und umzukehren. Und auch Jesus macht sich zu Johannes auf, um sich taufen zu lassen. Aber warum gerade er? Er, der dieser Taufe eigentlich gar nicht bedarf und keine Umkehr bräuchte. Er, der selbst alles umkehrt – auch für Johannes.
Schon am frühen Morgen hatte Johannes sich aufgemacht. Alles war wie immer. Er bereitete sich vor, die Menschen im Jordan zu taufen. Wohl überlegte er sich die Worte, die er zu den Menschen sprechen wollte, um sie wachzurütteln, um sie zur Umkehr aufzurufen. Doch plötzlich sah er einen Mann aus der wartenden Menge auf sich zukommen. Er spürte sofort, dass hier etwas anders war, dass es besonders war.
Johannes wehrt Jesus zunächst sogar ab. Er weiß, wen er da vor sich hat und dass er eigentlich derjenige ist, der die Taufe von Jesus erhalten müsste. Doch nachdem Jesus darauf besteht, willigt Johannes ein und gewährt Jesus, was er verlangt. Er setzt sein Vertrauen in den Menschen, den er als Sohn Gottes identifiziert hat und von dem er weiß, was er alles bewirken wird. Er tauft ihn schließlich doch. Johannes gewährt Jesus damit einen Vertrauensvorschuss. Er erkennt an, dass der, der nach ihm kommt, größer ist als er selbst. Er nimmt sich zurück und beweist großes Selbstvertrauen. Er kennt sich und seine Fähigkeiten, weiß aber auch um seine eigenen Grenzen. Er weiß, wann es gut für ihn ist und wann andere an der Reihe sind.
Und Jesus? Jesus seinerseits vertraut ebenfalls auf jemanden, für den er „alle Gerechtigkeit erfüllen“ will. Er stellt sich unter Gottes Plan, um diesen zu erfüllen. Jesus vertraut darauf, dass Gott, der diesen Plan erdacht hat, nur das Beste für ihn im Sinn hat. Jesu Wirken steht also von Anfang an unter Gottes Plan und ist gespeist aus dem Vertrauen, welches er in seinen Vater setzt.
Vertrauen auf Gottes gute Führung
Jesu Urvertrauen macht ihn menschlich. Gerade mit diesem Vertrauensvorschuss, den er Gott gibt, stellt er sich mitten unter die Menschen, mitten unter uns.
Von beiden können wir heute etwas lernen, wenn es um das Thema Vertrauen geht. Von Johannes das Vertrauen, dass unsere Leistungen und auch wir selbst genügen. Dass wir selbst dann genügen, wenn da jemand ist, der Größeres leistet oder besser ist. Statt eifersüchtig oder neidisch zu werden, können wir darauf vertrauen, dass das, was wir geleistet haben, völlig ausreichend ist und im Rahmen der eigenen Kräfte liegt.
In Jesus sehen wir das Vertrauen in jemanden, der ihm eine Richtung zeigt, einen Weg, den er gehen kann und ihn auf diesem Weg unterstützt. Gleiches können wir als Christinnen und Christen hoffen und manchmal vielleicht auch spüren.