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Versorgungslage bei Blutspenden droht schlechter zu werden

Blutspenden sind hierzulande laut Transfusionsmedizinern “außergewöhnlich sicher”. Diesen Standard wollen sie sichern – zumal die Versorgungslage kritisch zu werden droht. Helfen könnte dabei auch Künstliche Intelligenz.

Bessere Prognosen, wo wann welche Blutprodukte gebraucht werden – und eine noch gezieltere Zuordnung an Patienten: Dabei könnte künftig auch Künstliche Intelligenz (KI) helfen. Anhand von Daten könnten KI-Modelle etwa regionalen Bedarf ermitteln und Risikofaktoren durch bestimmte Erkrankungen einbeziehen, erklärte der Transfusionsmediziner Peter Horn am Mittwoch. Er äußerte sich vor der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Transfusionsmedizin und Immunhämatologie, die ab dem 11. September in Düsseldorf stattfindet.

Täglich müssten Blutkonserven entsorgt werden, kritisierte Horn. Die Haltbarkeit der Blutbestandteile ist begrenzt: Sie reicht von wenigen Tagen bei Blutplättchen, über 42 Tage bei roten Blutkörperchen bis hin zu zwei Jahren bei eingefrorenem Blutplasma. Nach Angaben des Paul-Ehrlich-Instituts sank die Verfallsrate im Jahr 2022 auf 1,7 Prozent; bei den Anwendern ging sie auf 3,5 Prozent zurück. Hierbei habe es sich um die niedrigsten Verfallsraten innerhalb der vergangenen zehn Jahre gehandelt.

Verbessert werden müssen laut Horn auch Monitoringsysteme, die einen Überblick über alle verfügbaren Produkte bieten. So könne auf Engpässe rechtzeitig reagiert werden. Aus Forschungsregistern wiederum lasse sich beispielsweise lernen, welcher Patient mit welcher Diagnose wie auf ein Blutprodukt reagiert habe, um diese künftig noch passgenauer zuordnen zu können. “KI wird uns helfen, die Versorgung des einzelnen Patienten zu verbessern und auch die Versorgung in ganz Deutschland effizienter zu händeln”, sagte der Experte.

Eine Herausforderung wird es nach Worten des Transfusionsmediziners Sven Peine sein, verstärkt auch junge Menschen für Blutspenden zu gewinnen. Dies sei angesichts des demografischen Wandels jedoch von entscheidender Bedeutung. Insofern sei es nicht sinnvoll, über die Spendetauglichkeit auf telemedizinischem Weg zu entscheiden, wie es ein Referentenentwurf des Bundesgesundheitsministeriums vorsieht: Entscheidend seien Vertrauen und fachlich fundierte Beratung.

In Deutschland werden täglich etwa 15.000 Blutkonserven benötigt. Der größte Anteil davon hilft Menschen mit Krebserkrankungen. Dem folgen Herzerkrankungen und Magen-Darm-Erkrankungen, erst dann kommen Unfälle, auch wenn hier meist besonders viele Blutkonserven benötigt werden. Laut Deutschem Roten Kreuz gab es im vergangenen Jahr drei Millionen Blutspender.