In Schleswig-Holstein sind im vergangenen Jahr deutlich mehr politisch motivierte Straftaten registriert worden. 2.677 registrierten Taten im Jahr 2024 stehen 1.735 im Jahr 2023 gegenüber, was einer Steigerung um 54,3 Prozent entspricht und den bisherigen Höchstwert in Schleswig-Holstein darstellt, wie das Kieler Innenministerium am Donnerstag nach Vorstellung des Verfassungsschutzberichts für das Berichtsjahr 2024 durch Innenministerin Sabine Sütterlin-Waack (CDU) mitteilte. Auch auf Bundesebene befindet sich die Zahl politisch motivierter Straftaten demnach auf dem höchsten Stand seit Einführung der Statistik im Jahr 2001.
Der rechtsextremistischen Szene in Schleswig-Holstein gehörten dem Bericht zufolge 2024 insgesamt 1.180 Menschen an, das sind 20 Personen oder 1,7 Prozent weniger als 2023. Im vergangenen Jahr wurden 1.516 rechte Straftaten erfasst – 55,5 Prozent mehr als im Vorjahr (975). Die Anzahl rechter Gewalttaten sank dagegen um 19,8 Prozent auf 65 Straftaten (2023: 81). Der Rückgang sei darauf zurückzuführen, dass im März 2023 in Neumünster ein Rechtsrock-Konzert mit allein 23 verzeichneten Gewaltdelikte stattgefunden hatte, hieß es.
Die Zahl der sogenannten Reichsbürger und Selbstverwalter stieg um 14,3 Prozent von 700 Personen im Jahr 2023 auf 800 in 2024.
Im Bereich Linksextremismus wurden für 2024 insgesamt 265 Straftaten erfasst, 93,4 Prozent mehr als im Vorjahr (2023: 137). Verzeichnet wurden 27 Gewaltdelikte, das waren 125 Prozent mehr als im Vorjahr (12). Besonders zu erwähnen sei hier das Aktionsbündnis des „Rheinmetall Entwaffnen“-Camps im September 2024, informierte das Innenministerium. Dem linksextremistischen Spektrum sind laut Bericht unverändert 745 Personen zuzurechnen.
Vom islamistischen Terrorismus geht laut Innenministerium „auch weiterhin eine hohe abstrakte Gefährdung“ aus. Ebenso bestehe weiterhin „die abstrakt hohe Gefahr jihadistisch motivierter Gewalttaten“. Der Verfassungsschutz rechnet dieser Szene insgesamt 820 Menschen zu und damit 0,6 Prozent beziehungsweise fünf Personen weniger als im Jahr 2023. Aus dem Bereich religiöse Ideologie wurden 30 Straftaten registriert – eine Straftat weniger (-3,2 Prozent) als im Jahr 2023. Vier Taten seien als Gewaltdelikte einzustufen. Der Salafismus bleibe mit rund 700 Personen die am meisten verbreitete islamistische Strömung in Schleswig-Holstein, hieß es.
Besonders die Eskalation des Nahost-Konflikts habe dazu geführt, dass der Hass auf Jüdinnen und Juden in den zurückliegenden Jahren spürbar zugenommen habe, informierte das Ministerium. Im Jahr 2024 wurden 126 antisemitische Straftaten registriert, elf Taten mehr als im Vorjahr (+9,6 Prozent). Den Schwerpunkt dieser Taten bildete die Volksverhetzung (100 Taten).