Er soll Kinder im Netz zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben: Ein Priester muss sich seit Ende September in Fulda wegen Missbrauchs vor Gericht verantworten. Am Montag soll das Urteil fallen. Ihm droht Gefängnis.
Im Missbrauchsprozess gegen einen katholischen Priester aus dem Landkreis Fulda wird am Montag das Urteil erwartet. Die Staatsanwaltschaft forderte in ihrem Plädoyer vor dem Landgericht Fulda viereinhalb Jahre Haft für den Angeklagten. Er habe sich wegen Kindesmissbrauchs sowie wegen Herstellung und Besitzes von Kinderpornografie schuldig gemacht. Zudem habe er Dritten im Internet Kinderpornos zugänglich gemacht. Die Verteidigung plädierte auf eine Bewährungsstrafe von höchstens zwei Jahren.
Laut Anklage soll der 43-jährige Priester über das Netz gezielt Kinder und Jugendliche angesprochen, kinderpornografisches Material mit ihnen geteilt und sie dabei auch zu sexuellen Handlungen aufgefordert haben. Außerdem soll der – inzwischen vom Dienst suspendierte – Pfarrer einer Kirchengemeinde nahe Fulda von diesen Webcam-Übertragungen heimlich Aufnahmen gefertigt und an Dritte weitgegeben haben. In den Jahren 2021 und 2022 soll es zu rund 70 Fällen gekommen sein.
Die Ermittlungen führte die Zentralstelle zur Bekämpfung der Internetkriminalität (ZIT) bei der Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt. Den Anstoß gab im Mai 2022 ein Hinweis der US-Organisation National Center for Missing and Exploited Children (Nationales Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder – NCMEC). Dadurch sei der Pfarrer in Verdacht geraten, Kinderporno-Material verbreitet zu haben.
Mitte 2022 hatte das Bistum Fulda den Pfarrer im Zuge des Ermittlungsverfahrens vom Dienst freigestellt. Zuvor waren eine Privatwohnung und ein Büro durchsucht und verschiedene elektronische Speichermedien sichergestellt worden.
Der Angeklagte hat die Taten in dem seit Ende September laufenden Prozess weitgehend eingeräumt. Die “Fuldaer Zeitung” berichtete von einem psychologischen Gutachten, welches dem Mann eine pädophile Neigung attestiert habe. Das Bistum Fulda sagte der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA), es werde im Falle einer strafrechtlichen Verurteilung des Mannes auch kirchenrechtliche Schritte prüfen.