Der Dom als Moschee-Ersatz: Vor 60 Jahren öffnete die Kölner Kirche ihre Türen für ein muslimisches Festgebet. KNA beantwortet die wichtigsten Fragen zu Unterschieden und Gemeinsamkeiten der verschiedenen Gotteshäuser.
Zum Ramadan-Fest vor 60 Jahren beteten Muslime im Kölner Dom ihr Festgebet zum Fastenbrechen. Ein damals wie heute ungewöhnlicher Gebetsort für islamische Gläubige. Die Katholische Nachrichten-Agentur (KNA) zeigt Parallelen und Andersartigkeit zwischen Kirche und Moschee.
Das Verständnis eines Gotteshauses ist ähnlich. In beiden Religionen seien Gotteshäuser besondere Orte, erklärt der katholische Theologe und Islamexperte Timo Güzelmansur. Kirchen wie auch Moscheen seien Orte der Begegnung, etwa zu gemeinsamen Gebetszeiten, aber auch zum kurzen Innehalten des Einzelnen. Unterschiedlich ist das katholische Verständnis einer Kirche als sakraler, geweihter Raum. Eine solche Weihe gibt es im islamischen Kontext nicht, allerdings gibt es im Islam eine rituelle Reinigung und eine Moschee wird in der Regel von frommen Stiftungen verwaltet, wodurch der Ort eine besondere Stellung erhalte, so der Leiter der Christlich-Islamischen Begegnungs- und Dokumentationsstelle der Deutschen Bischofskonferenz (Cibedo).
Neben dem Ramadan-Gebet von Muslimen im Kölner Dom vor 60 Jahren gibt es ein Beispiel aus der Zeit der Corona-Pandemie. Eine evangelische Kirche in Berlin stellte für das Freitagsgebet ihre Kirche zur Verfügung. Außerdem gibt es mehrere Fälle, in denen christliche Kirchen Muslimen nicht ihre Kirchengebäude, aber Gemeinderäume öffneten.
Seit dem Zweiten Vatikanischen Konzil (1962-1965) gibt es eine katholisch-theologische Würdigung des Islam, erläutert Güzelmansur. Dort wurden Gemeinsamkeiten und Unterschiede erwähnt. So hebt die Erklärung “Nostra aetate” hervor, dass Christen und Muslime “den alleinigen Gott anbeten, den lebendigen und in sich seienden, barmherzigen und allmächtigen”, der Himmel und Erde geschaffen und zu den Menschen gesprochen habe. Muslime lehnen jedoch nicht nur die Anbetung Jesu ab, sondern betrachten ihn als Propheten und nicht als Gottes Sohn. 1982 sagte Papst Johannes Paul II. in Marokko vor muslimischen Jugendlichen zwar, Juden, Christen und Muslime glaubten an denselben Gott.
Innerhalb des Islams unterscheidet sich die Antwort auf diese Frage aber sehr. Anstoß für Differenzen ist das christliche Verständnis eines dreifaltigen Gottes (Gott Vater, Jesus, Heiliger Geist), das von Muslimen als Widerspruch zum streng monotheistischen Glauben an einen einzigen Gott gesehen wird. Zugleich unterscheidet sich das christliche Gottesbild auch in anderen Punkten. So gibt es im Islam nicht die Vorstellung einer Gottesebenbildlichkeit des Menschen.
Wenn möglich, sollte das Freitagsgebet in einer Moschee stattfinden, erläutert Cibedo-Chef Güzelmansur. Wenn keine vorhanden ist, könne es auch außerhalb, zum Beispiel in der Natur stattfinden. Ausschlaggebend sei, dass Menschen zusammenkommen und der Gebetsort rein sei. Wichtig ist beim Gemeinschaftsgebet auch die Rolle des Vorbeters (Imam).
Für Muslime können Kruzifixe und Bilder in Kirchen, beispielsweise von Jesus, Heiligen und Gott, ein Problem darstellen. Während es in den meisten Kirchengebäuden christliche Kunst gibt, gibt es in Moscheen keine Bilder, höchstens Kalligrafie oder Landschaftsbilder. Der Islam verbietet Darstellungen von Allah und dem Propheten Mohammed streng, auch weil dies Götzenanbetung fördere. Im Kölner Dom wurden daher nach einem Zeitzeugenbericht manche Darstellungen verhüllt.