Etwa jede fünfte Schulstunde an öffentlichen Schulen in Nordrhein-Westfalen hat im ersten Schulhalbjahr 2023/24 nicht wie geplant stattgefunden. 4,7 Prozent aller Unterrichtsstunden fielen ersatzlos aus, wie das NRW-Schulministerium am Montag in Düsseldorf erklärte. Etwa drei Viertel des Unterrichts (78,3 Prozent) fand nach Plan statt, zeigen die Ergebnisse der Unterrichtsstatistik für das erste Halbjahr. 17 Prozent wurden auf andere Weise durch Vertretungen oder etwa Projekte erteilt. Die SPD-Fraktion im NRW-Landtag kritisierte, der Ausfall sei „verheerend hoch“. Die Gewerkschaft GEW NRW forderte mehr Lehrkräfte für die Schulen.
Der alternativ erteilte Unterricht fand laut Statistik als „Unterricht in besonderer Form“ (5,3 Prozent) statt, etwa durch Schulfahrten, Exkursionen, Projekttage, Praktika, Wettbewerbe, Schul- oder Sportfeste. 8,1 Prozent wurden als Vertretungsunterricht in der Klasse, 1,6 Prozent in veränderten Lerngruppen erteilt. Auch eigenverantwortliches Arbeiten (1,5 Prozent) oder Distanzunterricht (0,5 Prozent) wurden angeboten.
Als Ursachen für die Unterrichtsausfälle nannte das Ministerium neben kurzfristigen Personalausfällen etwa Konferenzen und Dienstbesprechungen der Lehrkräfte, sowie verkürzte Schultage vor den Ferien, nach Zeugnisausgaben oder an Einschulungstagen.
Schulministerin Dorothee Feller (CDU) erklärte: „Wir müssen mehr Personal für unsere Schulen gewinnen, damit mehr Unterricht erteilt werden kann.“ Das Land erfasse den Unterrichtsausfall systematisch und transparent, um für Klarheit bei Schülerinnen, Schülern, Eltern und Lehrkräften zu sorgen. Probleme müssten klar benannt und angegangen werden.
Die schulpolitische Sprecherin der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, Dilek Engin, kritisierte die Zahlen als „absolutes Desaster“. Zudem sei in der Statistik nicht der gesamte Unterrichtsausfall eingerechnet. Unterricht, der wegen des Lehrkräftemangels von vornherein nicht in den Stundenplan aufgenommen werde, werde nicht eingerechnet. „Unter dem Unterrichtsausfall leiden insbesondere Schülerinnen und Schüler an Schulen in sozialen Brennpunkten – dort ist der Lehrkräftemangel besonders eklatant“, betonte die Oppositionspolitikerin. So würden soziale Ungerechtigkeiten weiter verschärft.
Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft NRW forderte eine Stellenbesetzung von 110 Prozent, um den Unterrichtsausfall in den Griff zu kriegen. Die Landesregierung müsse eine Strategie dafür vorlegen. „Denn jede Stunde, die ausfällt, ist eine zu viel, weil es um die Zukunftschancen der Kinder und Jugendlichen geht“, mahnte die Vorsitzende Ayla Çelik.