Eigentlich sollte es ein entspannter Tag werden am Strand von New Smyrna Beach in Florida. Doch der 13. Juni wurde für Azael Martínez Sánchez (47) zu einem Alptraum. Wie die lokale Tageszeitung “El Nuevo Herald” berichtet, wurde dem Mann das Öffnen einer Bierdose in der Öffentlichkeit zum Verhängnis. Der Konsum von Alkohol im öffentlichen Raum ist in Florida verboten. Ein zufällig anwesender Hilfssheriff des Volusia County nahm den Kubaner fest und leitete den Fall zudem an die Einwanderungs- und Zollbehörde (ICE) weiter. Laut einem TV-Sender äußerte der Hilfssheriff den Verdacht, “dass sich der Beschuldigte illegal im Land aufhält”. Inzwischen sitzt der Mann den Berichten zufolge in Abschiebehaft.
Fälle wie dieser schüren die Angst in der Latino-Bevölkerung in Florida und anderen US-Bundesstaaten. Es gibt Berichte über verhaftete Gärtner, die drei Söhne bei der US-Armee haben, aber trotzdem von der ICE festgenommen werden, weil die Behörden vermuten, irgendetwas stimme mit ihrem Aufenthaltsstatus nicht. Es gibt Razzien auf Baustellen, in Hotels und auf Farmen.
Abschiebung wegen einer Dose Bier?
Im Fall des verhafteten Kubaners versucht nun sein Arbeitgeber, zu helfen: “Er ist legal hier. Ich habe das vor seiner Einstellung überprüft, gleich am ersten Tag”, beteuerte Gordon Baggett, Erdbeerfarmer in der Nähe von New Smyrna Beach. “Er ist kein schlechter Kerl. Er ist ein guter Kerl”, sagte Bagget dem Lokalsender News 6. Der Vorgang ist deshalb so typisch, weil sich inzwischen Vertreter der Bauindustrie, des Hotel- und Gastronomiegewerbes oder der Landwirtschaft mit Alarmbriefen an die Regierung von Präsident Donald Trump wenden. Sie fürchten, dass Razzien gegen illegale Einwanderer auch ihre Belegschaft gefährdet, wenn die von ihren Arbeitsplätzen weg verhaftet wird.

Die Jobs auf dem Bau, dem Acker oder als Reinigungskraft sind Knochenarbeit und werden vielfach von lateinamerikanischen Migranten übernommen. Auch weil sich dafür nicht genügend “weiße” Amerikaner finden. Doch die Behörde ICE geht auch gegen angestellte Mitarbeiter von Unternehmen vor. Für die betroffenen Betriebe ist das fatal. Zuletzt ruderte Präsident Trump deshalb zurück und kündigte an, die Razzien und Verhaftungen in diesem Bereich zurückzufahren.
Trotzdem geht die große Angst um in Florida. Der Bundesstaat ist Heimat für hunderttausende Flüchtlinge aus den Linksdiktaturen Kuba, Venezuela und Nicaragua. Doch ihr temporärer Schutzstatus ist in Gefahr. Ob sie noch eine Zukunft in den USA haben, ist fraglich. Fälle wie der von Farmarbeiter Martínez sprechen sich herum.
Republikanische Abgeordnete fürchten um Wiederwahl
In Florida versuchen nun republikanische Abgeordnete, der Verhaftungswelle der ICE die Wucht zu nehmen. Sie fürchten auch um ihre Wiederwahl bei den Midterm-Wahlen im November des kommenden Jahr. Diese “Halbzeitwahlen” für Kongress und Senat gelten als wichtiger Stimmungstest für den jeweils im Amt stehenden Präsidenten. Und im überwiegend republikanisch geprägten Florida ist die Enttäuschung unter den Hispanics über den Kurs Trumps groß. Dabei hatten diesmal deutlich mehr Menschen für Trump gestimmt als bei seinem ersten Wahlsieg.