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UNHCR-Chef: Mittelkürzung wird zu mehr Flüchtlingen führen

Wie viele UN-Einrichtungen ist auch das Flüchtlingshilfswerk mit Einschnitten konfrontiert. Damit vergrößern die Geberstaaten am Ende ihre Probleme, meint Flüchtlingskommissar Grandi.

Der Flüchtlingskommissar der Vereinten Nationen, Filippo Grandi, hat Kürzungen bei der humanitären Hilfe durch Mitgliedstaaten kritisiert. Die drastischen Einschnitte gefährdeten das Überleben von Millionen von Menschen, erklärte Grandi am Donnerstag in Genf. Es gehe nicht nur um einen Finanzierungsengpass, sondern um eine “Verantwortungskrise”. Die Kosten für die Untätigkeit seien am Ende Leiden, Instabilität und verlorene Zukunft.

Die meisten Flüchtlinge blieben in der Nähe ihrer Heimat, betonte Grandi. Jetzt drohten viele den Zugang zu Unterkünften und Nahrung zu verlieren. “Die Hilfskürzung wird die Welt unsicherer machen und noch mehr verzweifelte Menschen dazu bringen, Flüchtlinge zu werden oder weiterzuziehen”, sagte der Chef des UN-Flüchtlingshilfswerks UNHCR.

Geflüchtete Frauen und Mädchen, die einem hohen Risiko von Vergewaltigungen und Missbrauch ausgesetzt seien, hätten weniger Zugang zu Diensten, die sie schützten, sagte der UN-Flüchtlingskommissar. Kinder können nicht zur Schule gehen, weil Lehrpersonal reduziert werde. Dadurch würden sie der Gefahr von Kinderarbeit und Frühverheiratung viel stärker ausgesetzt.

Zusammen mit Partnerorganisationen reagierte das UNHCR nach eigenen Angaben im vergangenen Jahr auf 43 Krisen. Mit weniger Mitteln, weniger Personal und einer geringeren Präsenz in den Aufnahmeländern sei “die Gleichung einfach: Menschen werden ihr Leben verlieren”, sagte Grandi. Die Mitgliedstaaten sollten ihren Verpflichtungen gegenüber Vertriebenen nachkommen. “Jetzt ist die Zeit für Solidarität, nicht für Rückzug”, sagte der Flüchtlingskommissar.