In Zusammenarbeit mit filmdienst.de und der Katholischen Filmkommission gibt die KNA Tipps zu besonderen TV-Filmen:
Nach dem Unfalltod ihrer Tochter an einer belebten Kreuzung ist ihre Mutter Jenni (Anja Schneider) im Netz mit Videos von Mias Sterben konfrontiert. Statt zu helfen, schauen die Passanten entweder weg oder filmen das Unglück mit ihren Handys. Die schrecklichen Bilder lassen Jenni keine Ruhe. Das Entsetzen und die Wut über die mitleidlose Schaulust der Gaffer nimmt sie so sehr gefangen, das für ihre Trauer kein Raum bleibt.
Geradezu besessen stürzt sie sich auf die Suche nach den Zuschauerinnen und Zuschauern, um sie mit den Auswirkungen ihrer Sensationsgier zu konfrontieren. Sie wird auch fündig, doch die ersten Begegnungen helfen ihr nicht weiter. Niemand scheint sich eines Vergehens bewusst zu sein oder will das zumindest nicht zugeben. Als sie immer mehr an die Grenzen der Legalität gerät, scheint der Versuch, die Schaulustigen vor Gericht zu bringen, ein Ausweg zu sein. Ein packendes Fernsehdrama von Michaela Kezele aus dem Jahr 2022.
Eine Mutter stürzt sich in den fast aussichtslosen Kampf gegen sensationsgierige Gaffer, die an einer belebten Kreuzung den Unfalltod ihrer Tochter filmen. Einige Passanten posten ihre Videos im Netz. Die Mutter reagiert entsetzt und wütend. Hat denn niemand ihrer verletzten Tochter geholfen? Sie macht sich auf die Suche nach Zeugen und den Absendern der Videos. Dabei wird sie mit Menschen konfrontiert, die sich kaum einer Schuld bewusst sind.
Der Spielfilm “Und ihr schaut zu” von Dominique Lorenz (Drehbuch) und Michaela Kezele (Regie) aus dem Jahr 2022 beruht auf wahren Begebenheiten: Jenny, dargestellt von Anja Schneider, erzieht ihre Tochter Mia (Katharina Stark) ohne Vater. Er fühlte sich nie bereit für diese Aufgabe. Beim Frühstück haben es beide eilig, denn Mia beginnt an diesem Tag ihr Studium. Jenny bringt sie zum Bus und fährt zur Arbeit in einer Backstube. Doch Mia stirbt an dem Tag.
Als Jenny die Nachricht vom Tod ihrer Tochter erhält, beginnt sie zu recherchieren. Ein Autofahrer hatte einen Infarkt erlitten und war frontal in eine Gruppe von Fußgängern auf dem Zebrastreifen gerast, unter ihnen auch Mia. Es dauerte lange, bevor der Rettungswagen durchkam, weil Schaulustige filmten und die Retter blockierten. Auf den Videos zu sehen ist Mia, die minutenlang auf der Straße lag und offensichtlich etwas sagte. Doch keiner in der Nähe kam ihr zu Hilfe.
Jenny ist entsetzt und außerstande zu trauern. Die schrecklichen Bilder lassen sie nicht los. Sie macht sich geradezu besessen auf die Suche nach Unfallzuschauern und -zuschauerinnen. Unter anderen befragt sie zwei junge Frauen in einem Nagelstudio. Sie geben zu, dass sie die “krasse Szene” gefilmt haben.
Schließlich findet sie auch den Fahrer, dessen Auto mit offener Tür auf der Kreuzung stand und die Rettung blockierte, während er die Unglücksstelle filmte. “Aber niemand scheint sich eines Vergehens bewusst zu sein, oder fähig es zuzugeben”, erläutert die Autorin den Plot.
Die Mutter will gerichtlich gegen die Filmenden vorgehen. Sie engagiert eine resolute Anwältin, die schon Klienten in ähnlich schwierigen und kaum beweisbaren Fällen geholfen hatte. Doch alles scheint in einer Sackgasse zu enden, als Mias Vater (dargestellt von Aurel Manthei) unerwartet anruft und erzählt, dass er einen der Abgebildeten, einen Pizzaboten, erkannt hatte. Dessen Kollege vom Unfalltag sei bereit, mit der Mutter zu sprechen. Er war bei dem Unfallopfer geblieben, erzählt dieser Jenny vor Ort, und hatte mit dem Mädchen gesprochen, bis Arzt und Sanitäter kamen.
Trotzdem will Jenny nicht auf die Gerichtsverhandlung verzichten. Sie wendet sich an die Versammelten und mahnt eindringlich: “Ich möchte einfach, dass so etwas nicht mehr passiert. Ich meine, – was sind wir denn alle ohne Mitgefühl?”
Dominique Lorenz und die Regisseurin Michaela Kezele schildern nach Vorkommnissen aus realen Fällen ein Beispiel, das zeigt, wie leicht antisoziales Verhalten durch die sogenannten Sozialen Medien provoziert werden kann. Kezele inszenierte einen bildstarken Film, in dem die Worte fast ein wenig verloren wirken.