Terrorunterstützer und Antisemiten – Israel erhebt schwere Vorwürfe gegen das UN-Palästinenserhilfswerk UNRWA. Doch es ist alternativlos meint UN-Generalsekretär Guterres. Grund zur Hoffnung sieht er derzeit wenig.
Trotz Terrorvorwürfen will UN-Generalsekretär Antonio Guterres auch weiter am UN-Flüchtlingshilfswerk für die Palästinenser (UNRWA) festhalten. “Keine andere Organisation hat so viele Menschen in Gaza, die bereit sind, bei ihrer Arbeit zu sterben”, sagte Guterres im Interview der “Zeit” (Donnerstag).
UNRWA sei derzeit das “Rückgrat der humanitären Hilfe in Gaza”, betonte der UN-Repräsentant. “Ich wüsste nicht, welche Organisation für sie einspringen könnte – es sei denn, Israel wäre bereit, seine Verantwortung als Besatzungsmacht wahrzunehmen und die humanitäre Hilfe für die Menschen in Gaza selbst zu organisieren.” Zwar habe der Palästinensische Rote Halbmond noch Mitarbeiter in größerer Zahl vor Ort. Jedoch bezweifele er, “dass Israel oder auch Deutschland dem Palästinensischen Roten Halbmond mehr vertrauen würden als dem UNRWA”, so Guterres.
Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte zuvor ein Aus für die Mission des Palästinenserhilfswerks gefordert. Die israelische Regierung wirft UNRWA direkte und indirekte Unterstützung der Hamas vor. So sollen Mitarbeiter des Hilfswerks an dem Angriff der Hamas vom 7. Oktober aktiv beteiligt gewesen sein. Zudem erklärte das israelische Militär am Wochenende, es habe unter dem Hauptquartier von UNRWA ein Tunnelsystem der Hamas entdeckt.
Guterres kündigte im Interview “Null Toleranz im Hinblick auf jegliche Infiltration des UNRWA durch die Hamas” an. Dennoch brauche es gesicherte Informationen “anstelle von Propaganda, die in die Luft geblasen wird, um die Vorstellung zu verbreiten, alle UNRWA-Mitarbeiter seien korrupt”. Im Bezug auf die Staaten, die nach den Vorwürfen ihre finanzielle Unterstützung für das Hilfswerk derzeit ausgesetzt haben – darunter auch Deutschland – hoffe er, dass die nun auch von den UN betriebene Aufklärungsarbeit diese überzeugen könne, ihre Beiträge wieder zu leisten.
Die derzeitige humanitäre Krise in Gaza bezeichnete Guterres als beispiellos. “So viele Opfer, eine solche Zerstörung in so kurzer Zeit gab es noch nie. Noch nie wurden 156 unserer eigenen Angestellten bei einer humanitären Operation getötet.” Einen zeitnahen Ausweg für den Konflikt sehe er nicht, erklärte der UN-Generalsekretär. Vielmehr fürchte er eine Verschlimmerung, insbesondere, wenn es zu einer israelischen Militäroffensive nach Rafah im Süden des Gazastreifens kommen sollte.