Umweltschützer sind alarmiert: Hitze wird für deutsche Städte und deren Bewohner zum Problem und Risiko. Die Umwelthilfe fordert verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum.
Hitze ist auch in Deutschland ein gesundheitliches Risiko. Rund 12 Millionen Bewohner deutscher Städte sind nach einer Analyse der Deutschen Umwelthilfe extremer Hitzebelastung ausgesetzt. Zu diesem Ergebnis kommt der am Donnerstag vorgestellte zweite “Hitze-Check” der Organisation. Dafür wurden für 190 Städte mit mehr als 50.000 Bewohnern Satellitendaten ausgewertet. Messfaktoren waren die Oberflächentemperatur, Bevölkerungsdichte, Versiegelung der Böden und Menge der Grünflächen.
Die fünf Städte mit der größten Hitzebelastung liegen alle im Südwesten Deutschlands: Mannheim, Ludwigshafen, Worms, Rüsselsheim und Frankfurt. Insgesamt erhielten 31 Städte eine “Rote Karte”. In 131 untersuchten Städten ist die Lage laut Umwelthilfe mittelmäßig. Hierfür gab es die “Gelbe Karte”. Nur 28 Städte, darunter Kiel, Hamburg und Hagen, erhielten die “Grüne Karte”.
“Wir haben es geschafft, die Städte um das Auto herum zu gestalten”, beklagte die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Umwelthilfe, Barbara Metz. Der Fokus müsse sich dringend verschieben – sogenannte grüne und blaue Infrastruktur brauche mehr Priorität. “Bestehendes Grün muss erhalten werden”, betonte Metz. Und es müsse nachgepflanzt werden.
Ebenso sollten alle existierenden Baustellen auf mögliche Grünflächen geprüft werden. Das “Supernegativ-Beispiel” sei die Neugestaltung des Gendarmenmarkts in Berlin. Da gebe es gar kein Grün, so Metz. “Auch wenn ich Verständnis für Denkmalschutz habe”, sagte Metz, Grünflächen müssten mitgedacht werden. Und Schulhöfe, die oft innerstädtisch lägen, könnten leicht begrünt werden. “Wir fordern verbindliche Mindestgrünanteile auf jedem Grundstück, Gebäude und im öffentlichen Raum.”
Allein 2023 und 2024 kamen laut Robert Koch-Institut rund 6.000 Menschen in Deutschland infolge extremer Hitze ums Leben. Besonders betroffen: dicht bebaute Städte mit wenig Grün, viel Beton und einem hohen Anteil sozial benachteiligter Bevölkerungsgruppen.