Artikel teilen:

Umstrittenes Museum an Welterbestätte auf Halbinsel Krim eröffnet

Säulen und andere Überreste einer antiken Siedlung galten bisher als Wahrzeichen von Chersones auf der Halbinsel Krim. Nun hat Russland auf dem Gelände einen neu gebauten Museumskomplex eröffnet – zum Ärger von Kiew.

Russland hat auf der 2014 annektierten ukrainischen Halbinsel Krim die umstrittene Museums- und Parkanlage “Neues Chersones” nahe der Hafenstadt Sewastopol eröffnet. Seit Dienstag kann das Publikum die mehr als zwei Dutzend neuen Bauten besichtigen, darunter ein Amphitheater und die Sankt-Wladimir-Kathedrale. Die ukrainische Regierung verurteilte den Prestigekomplex des russischen Präsidenten Wladimir Putin scharf, weil er auf Überresten einer griechischen Siedlung aus dem fünften Jahrhundert vor Christus errichtet wurde, die zum Unesco-Welterbe gehören.

Kiew sprach von der “Zerstörung des taurischen Chersones durch Russland” und einem weiteren Verbrechen des “Aggressorlandes”. Die Unesco nahm dazu bisher nicht Stellung. Die Kulturorganistation der Vereinten Nationen hatte die historische Stätte 2013 auf Antrag der Ukraine zum Welterbe erklärt und als “herausragendes Beispiel für eine antike Kulturlandschaft” bezeichnet.

Der Ort an der Südwestküste der Krim hat für Russland eine wichtige Bedeutung, die auch Putin immer wieder betonte. Hier ließ sich dem Museum zufolge Großfürst Wladimir (Ukrainisch: Wolodymyr) 988 taufen. “Die Taufe der Rus ist die Grundlage, auf der unser Staat mit seiner alten Kultur, seinen Traditionen und moralischen Werten nach und nach aufgebaut wurde”, heißt es auf der Website.

Das mittelalterliche Großreich Rus gilt als gemeinsamer Vorläuferstaat von Russland, der Ukraine und Belarus. Historiker streiten jedoch, wo genau und an welchem Tag der Kiewer Herrscher Wladimir das Christentum annahm. Als sicher gilt hingegen, dass er es zur Staatsreligion machte. Durch Taufe und Eheschließung wurde Wladimir Teil der kaiserlichen Familie in Konstantinopel und damit der christlichen Könige des Mittelalters.

Putin hatte bereits im März 2014 die international kritisierte Annexion der Krim religiös begründet. Für Russland habe die Krim eine so “heilige Bedeutung wie der Tempelberg in Jerusalem für jene, die sich zum Islam oder dem Judentum bekennen”, sagte er im Dezember 2014 in seiner jährlichen Rede an die Nation. 2017 kündigte er an, aus Chersones eine richtige Pilgerstätte zu machen. Die Bauarbeiten für das Großprojekt begannen 2022. Zur Eröffnung würdigte Putin die 24 Hektar große Museumsanlage “Neues Chersones” in einer schriftlichen Botschaft als Bildungs-, Forschungs- und Touristenzentrum, das Patriotismus fördere. In den dortigen Ausstellungen geht es um die Antike, das byzantinische Kaiserreich, das Christentum, aber auch um “Neurussland” und die Krim.