Angesichts zunehmender antisemitischer Straftaten ist die Mehrheit der Deutschen für eine stärkere Bekämpfung. Mehr als jedem zweiten Bürger (56 Prozent) gehen die Anstrengungen zur Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland nicht weit genug, wie eine am Donnerstagabend veröffentlichte Umfrage des ARD-Deutschlandtrend ergab. Nur jeder vierte (23 Prozent) der Befragten hält sie für ausreichend, 9 Prozent gehen sie zu weit. Das Institut Infratest dimap befragte für den ARD-„Deutschlandtrend“ von Dienstag bis Mittwoch 1.195 Wahlberechtigte telefonisch und online.
Antisemitische Straftaten haben in Deutschland im laufenden Jahr deutlich zugenommen. Nach dem Überfall der Terrororganisation Hamas auf Israel am 7. Oktober und dem Wiederaufflammen des Nahostkonflikts registrieren die deutschen Sicherheitsbehörden einen Anstieg antisemitischer Vorfälle.
Die Bundesregierung hatte am Donnerstag bei den Vereinten Nationen Probleme beim Schutz der Menschenrechte in Deutschland eingeräumt. Deutschland müsse weiter gegen Rassismus, Antisemitismus, Antiziganismus und andere Formen von Ausgrenzung und Diskriminierung kämpfen, sagte die Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Luise Amtsberg (Grüne), bei einer Überprüfungs-Sitzung des UN-Menschenrechtsrates zu Deutschland am Donnerstag in Genf.
Bereits vor dem Hamas-Überfall auf Israel am 7. Oktober hat die Polizei in diesem Jahr mehr antisemitische Straftaten registriert als im Vergleichszeitraum des Vorjahres. Im dritten Quartal 2023 wurden 540 antisemitisch motivierte Straftaten polizeilich erfasst, wie aus einer am 6. November veröffentlichten Antwort des
Bundesinnenministeriums auf eine Anfrage der Linksfraktion im Bundestag hervorgeht. Zum ähnlichen Erfassungszeitpunkt im Vorjahr lag die Zahl antisemitischer Straftaten für den Vergleichszeitraum bei 306.