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Umfrage: Viele Eltern sehen Cannabis-Legalisierung kritisch

Der Konsum von Cannabis soll ab April in Deutschland legalisiert werden. Viele Eltern sorgen sich deshalb laut einer Umfrage um die Gesundheit ihrer Kinder. Experten zufolge ist diese Sorge nicht unbegründet.

Angesichts der geplanten Cannabis-Legalisierung befürchten viele Eltern in Deutschland, dass ihre Kinder vermehrt zum Konsum der Droge verleitet werden könnten. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage hervor, die die Krankenkasse KKH am Montag in Hannover veröffentlichte. Demnach befürchten fast zwei Drittel (63 Prozent) der befragten Eltern, dass die Hemmschwelle für den Cannabis-Konsum bei Kindern und Jugendlichen sinken werde, wenn das Kiffen für Erwachsene legal wird. Knapp ein Drittel (31 Prozent) meinen, die Hemmschwelle weder eher nicht sinken. 5 Prozent der Befragten machten keine Angabe.

Die Umfrage wurde im Auftrag der Kasse vom Meinungsforschungsinstitut Forsa durchgeführt. Es hatte vom 2. bis 16. Januar bundesweit 1.000 Eltern mit Kindern unter 18 Jahren online befragt.

Gefragt wurden die Eltern auch, welche negativen Auswirkungen sie befürchten, wenn Kinder und Jugendliche häufig Cannabis konsumieren. Dabei gab es mehrere Antwortmöglichkeiten. Fast drei Viertel (73 Prozent) erwarten “eine Schädigung des Gehirns oder andere körperliche Probleme wie Benommenheit”. Fast ebenso viele (70 Prozent) gehen davon aus, dass es in der Folge zu psychischen Problemen wie Stimmungsschwankungen oder Angstzuständen komme.

Die Sorgen seien nicht unbegründet, warnte die Kassen unter Berufung auf Experten. “Cannabinoide wirken sich besonders auf den Stirnlappen aus, einen wichtigen Teil unseres Frontalhirns”, erklärte Hirnforscher Martin Korte von der Technischen Universität Braunschweig. “Diese Hirnregion verleiht uns die Fähigkeit, Handlungen zu planen, Probleme zu lösen und Impulse zu kontrollieren.” Wenn Jugendliche regelmäßig kifften, riskierten sie eine Minderung dieser Fähigkeiten. Sie reagierten impulsiver und könnten sich schlechter auf eine Aufgabe konzentrieren. “Insgesamt lässt die geistige Leistungsfähigkeit nach.”

Zudem könnten durch starken Cannabis-Konsum Regionen im Gehirn aktiviert werden, die Halluzinationen auslösen und zu psychotischen Symptomen führen, so Korte. Je jünger die Konsumenten seien, desto höher sei das Risiko für all diese Auswirkungen. Auch im Alter von 18 Jahren reagiere das Gehirn noch besonders empfindlich auf Drogen. Korte plädierte dafür, einen legalen Erwerb von Cannabis frühestens ab dem 25. Lebensjahr zuzulassen.

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will mit der Legalisierung von Cannabis die Drogenkriminalität und einen wachsenden Schwarzmarkt mit besonders gesundheitsschädlichen Angeboten bekämpfen. Cannabisdelikte machten inzwischen 50 Prozent der Drogendelikt aus.