Laut einer Studie sorgen sich viele Menschen im Land um politische Beeinflussung durch Falschnachrichten. Auch eine Spaltung der Gesellschaft wird befürchtet.
Rund 84 Prozent der Deutschen sehen laut einer Umfrage Falschinformationen im Netz als gesellschaftliches Problem. 81 Prozent der Befragten erkennen darin eine Gefahr für die Demokratie und den Zusammenhalt im Land, wie die Bertelsmann Stiftung am Mittwoch in Gütersloh mitteilte. “Diese Entwicklung ist besonders mit Blick auf das laufende Superwahljahr eine Herausforderung, die gelöst werden muss, um unsere liberale Demokratie zu schützen”, erklärte die Vorständin der Stiftung, Daniela Schwarzer, zur Vorstellung der Studie “Verunsicherte Öffentlichkeit”.
Über 90 Prozent der Befragten glauben, dass Absender von Falschnachrichten die politische Meinungsbildung beeinflussen wollen. 86 Prozent sehen eine Beeinflussung von Wahlen als Motivation, 84 Prozent eine Spaltung der Gesellschaft.
Die Befragten nehmen Falschnachrichten am häufigsten in den Sozialen Medien, Nachrichten-Diensten und Blogs wahr, wie es hieß. Die Teilnehmer verorten die Urheber im politischen Milieu: Zwei Drittel machen Protest- und Aktivistengruppen verantwortlich, gefolgt von Bloggern und Influencern mit 60 Prozent sowie Politikern und Parteien mit 50 Prozent. Laut Studie ist jeder Zweite der Auffassung, Desinformation komme zu gleichen Teilen aus dem In- und Ausland. Mehr als die Hälfte der Befragten verortet die Falschinformationen sowohl im linken als auch im rechten Spektrum.
Die Studienautoren verglichen auch Antworten aus Deutschland und den USA. Dort sei die Wahrnehmung von Falschnachrichten ausgeprägter. Laut Stiftung machen die US-Bürger zudem öfter Politiker und Parteien oder bestimmte politische Spektren dafür verantwortlich. Darin zeige sich die Polarisierung in den USA. Auffällig sei, dass 70 Prozent der Deutschen angaben, Desinformation betreffe nur andere. Nur 16 Prozent sehen ein Risiko für sich selbst. In den USA liegt dieser Anteil bei 39 Prozent.
Insgesamt erkennt die Stiftung in Deutschland Handlungsbedarf bezüglich Desinformation. Es müsse Online-Nutzern erleichtert werden, Inhalte zu prüfen und zu melden. Dazu brauche es ein unabhängiges Monitoring digitaler Inhalte durch nicht-staatliche Akteure.
Für die Studie wurden vom 4. bis 17. Oktober 2023 im Auftrag der Stiftung 5.055 Menschen in Deutschland und 2.018 in den USA im Alter ab 16 Jahren online befragt. Die Umfrage wurde vom Berliner Meinungsforschungsunternehmen “pollytix strategic research” durchgeführt.