Die Mehrheit der Deutschen besteht laut einer aktuellen Umfrage bei gentechnisch hergestellten Lebensmitteln auf gesonderter Kennzeichnung sowie Einzelfallprüfungen. So sprachen sich 92 Prozent der Befragten für eine generelle Kennzeichnung von gentechnisch veränderten Lebensmitteln im Handel aus, wie aus einer am Montag in Berlin veröffentlichten Umfrage der Verbraucherorganisation foodwatch hervorgeht. 96 Prozent wünschten sich außerdem eine Sicherheitsüberprüfung von manipulierten Pflanzen.
Ein Wunsch nach verschärfter Kennzeichnung der Gentechnik zeige sich auch im Tiersektor, hieß es weiter. So befürworteten 87 Prozent der Befragten auch eine Kennzeichnung von Tierprodukten, bei denen die Tiere mit gentechnisch verändertem Futter gefüttert wurden. “Eine überwältigende Mehrheit sagt klar Nein zu Gentechnik ohne Kennzeichnung und Sicherheitsprüfung”, erklärte foodwatch. Für die Umfrage befragte das Meinungsforschungsinstitut forsa den Angaben zufolge zwischen dem 8. und 13. September 1.003 in Privathaushalten in Deutschland lebende deutschsprachige Personen ab 18 Jahre telefonisch.
Hintergrund der Umfrage sind geplante Neuerungen der EU-Kommission beim Gentechnikrecht. Demnach sollen sogenannte Neue Genomische Techniken auch ohne zusätzliche Kennzeichnungen und Sicherheitsüberprüfungen erlaubt werden. Dabei wird DNA von Pflanzen nach besonders widerstandsfähigen Merkmalen etwa gegen Dürre und Schädlinge ausgewählt. Die auf diese Weise ausgewählte DNA wird dann in Züchtungen reproduziert. Davon verspricht sich die EU widerstandsfähigere Nutzpflanzen sowie eine Verringerung des Pestizideinsatzes. Dabei seien die neuen Techniken effektiver als die herkömmliche Selektion.
Laut foodwatch ist in den Ländern, die bereits neue Gentechnikverfahren zugelassen haben, der Pestizideinsatz jedoch nicht gesunken. In Brasilien etwa habe er sich in den vergangenen 20 Jahren mehr als vervierfacht. Die Verbraucherorganisation warf der EU vor, mit der geplanten Deregulierung landwirtschaftliche Betriebe stärker in die Abhängigkeit von großen Chemie- und Agrarkonzernen zu treiben.