Im Kinofilm “Die drei ???” ist er gerade das Opfer eines Kunstraubs, ansonsten kennt man Ulrich Tukur auch als “Tatort”-Kommissar. Was er über die Endlichkeit denkt und wie ihm Italien hilft, das Leben zu genießen.
Schauspieler Ulrich Tukur (67) hat über die Jahre ein ambivalentes Verhältnis zum Tod entwickelt. “Bis Mitte 50 fühlte ich mich unsterblich”, sagte Tukur der in München erscheinenden Illustrierten “Bunte”. Der Tod sei nichts als eine mathematische Information gewesen, “etwas, das – wenn überhaupt – in einer parallelen Welt stattfinden würde”. Plötzlich aber sei er da und man spüre geradezu sinnlich, dass man sterben werde.
Als einen der Gründe, warum er in seinem biblischen Alter noch einmal nach Süditalien gezogen sei, nannte der Künstler die “Horizontalität des Lebens dort”. Der Tod spiele keine Rolle, niemand denke an das Ende. “Man lebt in den Tag hinein, und nach der Nacht kommt wieder ein Morgen mit Kaffee und Cornetto.”
Ernüchtert blickt Tukur auf die politischen Entwicklungen weltweit. “Wir haben ein faschistisches Russland, ein neoimperialistisches Amerika und ein hegemoniales China, die keinen Hehl daraus machen, uns bei der nächsten Gelegenheit das Licht auszublasen.” Dazwischen säßen die entschlusslosen Mitteleuropäer und könnten und wollten sich nicht einmal mehr verteidigen. “Wir haben so viel zu verlieren und sind so unendlich müde geworden.”
Für sein süditalienisches Musikzimmer habe er vor kurzem einen Flügel der Firma Pleyel von 1924 erstanden, verriet der auch für seine Auftritte mit seiner Musikband “Rhythm Boys” bekannte Künstler. “Wenn ich auf ihm spiele und sehe hinaus auf das blaue tyrrhenische Meer, dann spielen Herr Xi Jinping, Kim Jong-un, Putin, Orban, Erdogan, Trump aber auch Frau Weidel, Wagenknecht und Eskens keine Rolle mehr.” Es sei allerdings atemberaubend zu sehen, mit welcher Geschwindigkeit “unsere Gesellschaften” nach 70 Jahren Frieden und Wohlleben zerbröselten. “Der Untergang Roms hat ein paar Jahrhunderte gedauert – aber die hatten eben noch kein Internet.”