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Übernimmt Leo XIV. den Reisekalender von Franziskus?

Mehrere lateinamerikanische Länder hoffen darauf, vom neuen Papst besucht zu werden. Ganz vorne dabei ist Argentinien, das Heimatland seines Vorgängers.

Zwar sind die aktuellen Reisepläne des argentinischen Präsidenten Javier Milei noch nicht in Stein gemeißelt. Doch nach Informationen der Zeitung “La Nacion” wird der libertäre Politiker am Mittwoch während einer Europa-Reise Papst Leo XIV. im Vatikan treffen. Milei war nicht zur Amtseinführung des Franziskus-Nachfolgers gereist, weil am selben Tag wichtige Wahlen in der Hauptstadt Buenos Aires stattfanden. Lateinamerikanische Medien spekulieren nun, dass der Präsident das Kirchenoberhaupt offiziell nach Argentinien einladen könnte.

Das Thema hat eine gewisse Brisanz, denn Milei und seinen Landsmann Franziskus trennten ideologische Differenzen in Sachen Armutsbekämpfung. Der radikal marktliberale Regierungschef setzt auf eine deregulierte Wirtschaft, um Menschen durch nachhaltiges Wachstum aus der Armut zu holen. Franziskus hingegen galt als entschiedener Kapitalismuskritiker, der stets mehr Solidarität mit den Rändern der Gesellschaft forderte.

Leos Amtsvorgänger schaffte es wegen seines schlechten Gesundheitszustands nicht mehr, die lange ersehnte Reise in sein Heimatland zu unternehmen. Nun könnte der Nachfolger – als Zeichen der Würdigung – den Besuch nachholen und so in gewisser Weise das Erbe des Argentiniers antreten.

Am deutlichsten brachte diese Hoffnung zuletzt der uruguayische Kardinal Daniel Sturla zum Ausdruck: “Wenn Gott ihm Gesundheit und Kraft schenkt, deutet alles darauf hin, dass er nach Uruguay kommen wird. Er ist sich sehr bewusst, dass Argentinien und Uruguay auf der Agenda von Papst Franziskus standen, ohne dass er sie erfüllen konnte.” Leo XIV. habe sich ganz klar dazu geäußert, so Sturla in einem Interview mit Radio Carve in Montevideo. Er sei zwar nicht derjenige, der die Agenda des Papstes zusammenstelle, aber “ich glaube, dass bei seinem ersten Besuch in Lateinamerika Argentinien, Uruguay und möglicherweise Peru auf seinem Reiseplan stehen werden”.

Als ein peruanischer Sender den neuen Papst jüngst direkt auf eine mögliche Reise in dessen ehemalige Diözese Chiclayo ansprach, antwortete Leo XIV. vielsagend: “Hoffentlich.” Damit gab er entsprechenden Spekulationen selbst neue Nahrung.

Auch Papst Franziskus hatte seine erste Auslandsreise nach Südamerika geführt – zum Weltjugendtag 2013 nach Rio de Janeiro. Es folgte ein Besuch Jordaniens, Israels und Palästinas. In Brasilien rief er die katholische Jugend zu mutigem Engagement auf, es folgte ein Aufruf zum Frieden im Nahen Osten.

Sein Heimatland Argentinien besuchte Franziskus nach Amtsantritt nicht mehr. Er wolle zunächst jene Länder besuchen, in denen noch nie ein Papst gewesen sei – und er wolle die Ränder der Gesellschaft erreichen, lautete seine Erklärung. Zudem erschwerten innenpolitische Turbulenzen und Wahlen in Argentinien die Suche nach einem geeigneten Termin. Am Ende verhinderte die angeschlagene Gesundheit des Pontifex den lange erwarteten Heimatbesuch.