Manchmal gibt es Wichtigeres als das Landeskirchenamt. Das hat der Kollege richtig erkannt, als er kürzlich vor eine ganz unerwartete Herausforderung gestellt wurde: Vor der Tür des Medienhauses stand eine Nachbarin – im Schlepptau hatte sie eine Familie, die augenscheinlich nicht aus Deutschland stammte.
Mit Händen und Füßen sowie bruchstückhaftem Englisch war soviel herauszufinden: Die Familie stammte aus Syrien und war, das verriet ein kleiner Zettel, offenbar auf dem Weg zur zentralen Ausländerbehörde (ZAB). Dabei hat sie sich total verfranzt, denn diese Behörde liegt ganz woanders in Bielefeld. Die Nachbarin hatte sich der Familie angenommen, wusste dann aber selbst nicht mehr so recht weiter und suchte Hilfe im Medienhaus.
Nach kurzem Nachdenken und einigen Telefonaten gab es nur eine Lösung: Das Landeskirchenamt musste warten. Der Kollege packte das Ehepaar mit seinem Kind ins Auto und ab ging‘s zur ZAB. „Übern Berg“ – wie man hier in Bielefeld sagt, wenn man von einem Stadtteil in einen anderen den Teutoburger Wald über- oder durchqueren muss.
Eigentlich wäre die Geschichte hier zu Ende – wenn der Syrer seinem Chauffeur nicht noch einen Wunsch mit auf den Weg gegeben hätte: „Dein Gott möge dich segnen“, sagte er zum Abschied. Spätestens diese Worte haben aus dem kleinen Intermezzo im Arbeitsalltag für den Kollegen ein Ereignis mit Nachwirkung gemacht.
Und am Ende kam auch das Landeskirchenamt zu seinem Recht. Die Mitarbeiter konnten – trotz der leichten Verzögerung – die bestellten Luthertaschen noch einigermaßen pünktlich in Empfang nehmen.