Von Anke von Legat
Über den Jordan bin ich bisher nicht gegangen. Dabei hätte ich es gar nicht weit: Mitten durch das westfälische Städtchen Bad Lippspringe fließt nämlich ein Fluß dieses Namens, und nette kleine Brücken erlauben es sogar, ihn trockenen Fußes zu überqueren.
Wie der idyllische Fluss wohl zu seinem Namen gekommen ist? Jedenfalls findet man an seinem Ufer keinen Hinweis auf die dunkle Bedeutung der Redewendung „über den Jordan gehen“, die so viel wie „kaputtgehen“ oder auch „sterben“ bedeutet.
Der Namensgeber für dieses sprichwörtliche Geschehen liegt denn auch nicht in Westfalen, sondern in Palästina. Im Buch Josua wird erzählt, wie die Israeliten den Jordan überwinden mussten, um endlich das Gelobte Land zu erreichen. Gestorben ist dabei niemand – vermutlich dank eines Wunders, bei dem Gott das Wasser im Fluss stillstehen ließ. Der Zug über den Jordan, so berichtet die Bibel, ging also ebenfalls trockenen Fußes.