Jedes Jahr legen mehrere UN-Organisationen einen Bericht zur Ernährungssicherheit vor. Angesichts der jüngsten Zahlen fordern Helfer mehr Entschlossenheit beim Kampf gegen den Hunger.
Jeder elfte Mensch auf der Erde hat laut Angaben der Vereinten Nationen im vergangenen Jahr unter Hunger gelitten. In einer am Mittwoch in Rio de Janeiro vorgestellten Studie wird die aktuelle Gesamtzahl der Hungernden auf 733 Millionen beziffert. Besonders dramatisch ist die Lage demnach in Afrika. Dort hungerte einer von fünf Menschen.
Weiter geht aus der Studie hervor, dass 2023 rund 2,33 Milliarden Menschen von moderater oder schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen waren. Mehr als 864 Millionen dieser Menschen seien von schwerer Ernährungsunsicherheit betroffen gewesen. Das bedeutet, dass diese Frauen, Kinder und Männer zeitweise einen ganzen Tag oder länger ohne Nahrung auskommen mussten.
Die unter dem Kürzel SOFI für “The State of Food Security and Nutrition in the World” (“Der Stand der Lebensmittelsicherheit und Ernährung in der Welt”) laufende Studie wird jährlich von fünf großen UN-Organisationen herausgegeben: der Ernährungs- und Landwirtschaftsorganisation (FAO), dem Internationale Fonds für landwirtschaftliche Entwicklung (IFAD), dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen (Unicef), dem Welternährungsprogramm (WFP) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO).
Das Ziel, bis 2030 den Hunger zu beenden, droht nach Ansicht der Autoren der Studie verfehlt zu werden. Im Kampf gegen den Hunger sei man um 15 Jahre zurückgeworfen worden, “mit einem Niveau der Unterernährung, das mit dem der Jahre 2008 bis 2009 vergleichbar ist”. Würden die derzeitigen Trends anhalten, “werden im Jahr 2030 etwa 582 Millionen Menschen chronisch unterernährt sein, die Hälfte davon in Afrika”. Die UN-Vertreter appellierten an die Staatengemeinschaft, mehr Geld für Ernährungssicherheit und den Kampf gegen den Hunger bereitzustellen.
Deutsche Hilfsorganisationen übten einmal mehr Kritik an der Bundesregierung. “Vor dem Hintergrund der aktuellen Hungerzahlen sind die geplanten Kürzungen in der Entwicklungszusammenarbeit und humanitären Hilfe ein ganz falsches Signal”, teilte die Welthungerhilfe mit. “Fortschritte beim Kampf gegen die Mangelernährung bei Kindern zeigen, dass politischer Wille und internationale Anstrengungen durchaus Wirkung zeigen können”, betonte Misereor.
Die UN-Studie zeige, “dass gerade die Unterstützung von kleinen Familienbetrieben, die noch immer die Hauptlast der Welternährung tragen, viel zu gering ist”, so Brot für die Welt. “Doch genau hier liegt der Schlüssel, um Millionen Menschen satt zu machen. Das zeigt Südamerika, der einzige Kontinent, in dem es gelungen ist, den Hunger substanziell zurückzudrängen.”