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Weiter massive Kritik am türkischen “Wolfsgruß” bei Fußball-EM

Faschismus, Rassismus, Opfer-Verhöhnung – Nach seiner umstrittenen Jubelgeste stehen der türkische Nationalspieler Merih Demiral und sein ganzer Verband in der Kritik. Bis hin zu drastischen Forderungen an die UEFA.

Der “Wolfsgruß” des türkischen Fußball-Nationalspielers Merih Demiral beim EM-Spiel gegen Österreich sorgt weiter für Kritik. Die Kurdische Gemeinde in Deutschland fordert unter anderem ein Verbot der Vereinigung “Graue Wölfe” in Deutschland sowie einen Ausschluss des Spielers vom Turnier. Auch die Bundesregierung erwartet, dass der europäische Fußballverband UEFA Konsequenzen zieht.

“Wir sind als Kurdische Gemeinde Deutschland wie alle vom türkischen Rechtsextremismus in der Türkei betroffen und über das Zelebrieren von Faschismus und Rassismus bei der EM mehr als entsetzt”, heißt es in einer Erklärung der Kurdischen Gemeinde. Das Verhalten sei eine Verhöhnung der Opfer von Faschismus und Rassismus in der Türkei.

Ähnlich äußerten sich auch die deutsch-kurdische Menschenrechtlerin Düzen Tekkal sowie die Gesellschaft für bedrohte Völker (GfbV). Dass Demiral die Geste ausgerechnet am Jahrestag des Brandanschlages von Sivas, bei dem am 2. Juli 1993 35 Menschen, größtenteils Aleviten, getötet wurden, zeigte, sei ein absoluter Skandal sowie “eine Verhöhnung der alevitischen Opfer des Massakers”, erklärte die GfbV.

Tekkal mahnte die deutsche Gesellschaft, bei Rassismus und Faschismus in Teilen der Bevölkerung mit Einwanderungsgeschichte nicht wegzusehen. “Es gilt alle Formen der Menschenverachtung und Verfassungsfeindlichkeit zu bekämpfen! Alles andere ist Makulatur”, schrieb sie auf X.

Der Wolfsgruß sei nicht nur ein Angriff auf den Fußball, sondern auf Freiheit, Demokratie und Rechtsstaat, kritisiert die Internationale Gesellschaft für Menschenrechte (IGFM) am Donnerstagmorgen. Unter diesem Zeichen seien unter anderem Millionen Armenier und Angehörige religiöser und ethnischer Minderheiten im Osmanischen Reich massakriert worden. Die IGFM fordert eine sofortige Sperre des Spielers durch die UEFA und bei fehlender Distanzierung durch den türkischen Fußballverband einen sofortigen Ausschluss der gesamten Mannschaft.

Der “Wolfsgruß” steht als Symbol für die Vereinigung der “Grauen Wölfe”, auch als Ülkücü-Bewegung bekannt. Der Verfassungsschutz stuft die Bewegung, der in Deutschland nach Schätzungen über 12.000 Menschen angehören, als rechtsextremistisch ein und beobachtet sie. Verboten ist der “Wolfsgruß” in Deutschland bislang jedoch nicht.

Der türkische Doppeltorschütze hatte beim 2:1-Sieg gegen Österreich das Handzeichen bei seinem Jubel nach dem 2:0 gezeigt und ein Foto davon auch auf Sozialen Medien veröffentlicht. Bei einer Pressekonferenz im Anschluss hatte der Abwehrspieler die Geste verteidigt und betont, dass keine versteckte Botschaft dahinter stecke.

Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Bundesagrarminister Cem Özdemir (Grüne) forderte zunächst die UEFA auf, Konsequenzen zu ziehen. Der Fußballverband gab bekannt, ein Untersuchungsverfahren laufe bereits. Auch die Integrationsbeauftragte der Bundesregierung, Reem Alabali-Radovan, verurteilte die Geste. “Es ist den Fans der türkischen Mannschaft zu wünschen, dass sie friedlich und fröhlich das Fußballfest gemeinsam feiern können – ohne politischen Extremismus”, schrieb sie auf X.