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Tratsch-Mob

Jeder kann alles sagen. Jederzeit. Der Traum von der demokratischen Publizistik scheint wahr geworden zu sein. In sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. melden sich Menschen in Massen zu Wort. Alles, was man braucht, ist ein Internetzugang. Davon hatte schon Bertolt Brecht im Blick auf den Rundfunk geträumt: Der Hörer – bei der Zeitung der Leser – soll nicht mehr nur Nachrichten und Meinungen vorgesetzt bekommen, sondern zum Mitspieler werden.
Das Problem: Kaum jemand kann noch Wahrheit und Fälschung auseinanderhalten, Nachricht und Gerücht. Es gibt Meldungen, Beobachtungen, Fotos und Filmchen, die sich per Internet-Klatsch innerhalb von Stunden um die ganze Welt verbreiten. Oft sind das „Fakes“, also bewusst inszenierte Fälschungen. Selbst, wenn die Fälschung enttarnt wird, kann die Meldung noch wochenlang weiter kursieren.
Jedes Ding hat zwei Seiten. Hier die demokratische Teilhabe. Dort die Hysterie des Klatsch- und Tratsch-Mobs. Die Herausforderung wird zunehmen: Unterscheidet die Geister.