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Toleranz leben, Vielfalt fördern

Anlässlich des Beginns der zerstörerischen Nazi-Diktatur vor 80 Jahren und deren Folgen eröffnet die Landeskirche ihr Themenjahr „Reformation und Toleranz.

Von Magdalena Scharf

Die Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz eröffnet zusammen mit Aktion Sühnezeichen Friedensdienste am Holocaust-Gedenktag, dem 27. Januar, in der Marienkirche das evangelische Themenjahr „Reformation und Toleranz“. Der Gottesdienst ist zugleich Auftakt für das Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt“, das der Senat am 30. Januar, dem Tag der Machtübernahme Hitlers, eröffnet. Welche Lehren ziehen wir heute, 80 Jahre nach dem Beginn der NS-Gewaltherrschaft aus der Geschichte? Ein Kommentar von Magdalena Scharf.

Vielfalt und Toleranz gehören zusammen. Das evangelische Themenjahr „Reformation und Toleranz“ und das anlässlich des 80. Jahrestages der „Machtergreifung“ ausgerufene Berliner Themenjahr „Zerstörte Vielfalt. Berlin in Zeiten des Nationalsozialismus“ laden dazu ein, einen Blick auf die Rolle der evangelischen Kirche während der nationalsozialistischen Herrschaft zu werfen und zu fragen, welche Verantwortung daraus heute für uns Christinnen und Christen erwächst. Beide rufen dazu auf, Vielfalt in Meinungen und Lebenseinstellungen als zu uns gehörig und als Bereicherung anzunehmen. Die evangelische Kirche rang schon früh um die Aufarbeitung ihrer Geschichte. Das Stuttgarter Schuldbekenntnis des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland vom Oktober 1945 war ein erster Versuch, sich der eigenen Schuld zu stellen. Der Kernsatz des Bekenntnisses lautet: „Wir klagen uns an, dass wir nicht mutiger bekannt, nicht treuer gebetet, nicht fröhlicher geglaubt und nicht brennender geliebt haben.“ Die benannte Schuld bleibt jedoch wenig konkret und der Völkermord an den europäischen Juden wird nicht benannt, geschweige denn die kirchliche Beteiligung an der Diskriminierung und Ausgrenzung des Judentums.

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