Im Rahmen einer Feierstunde hat der Thüringer Landtag in Erfurt am Freitag der Opfer des Holocaust gedacht. Landtagspräsidentin Birgit Pommer (Linke) forderte in ihrer Gedenkrede die Gesellschaft zum Handeln auf. Jeder Einzelne müsse aufstehen gegen Hass auf Juden, Geflüchtete und Homosexuelle.
Die Ungerechtigkeiten und Unmenschlichkeit des NS-Systems gegenüber all denjenigen, die nicht in das Menschenbild der Herrschenden passten, seien für die Bevölkerung unübersehbar gewesen, sagte Pommer. Die Verbrechen hätten inmitten der Gesellschaft stattgefunden, doch nur wenige hätten den Opfern geholfen. Die Kundgebungen gegen Rechtsextremismus der vergangenen Tage zeigten laut Pommer die Demokratie von ihrer besten Seite.
Das diesjährige Gedenken nahm stellvertretend für alle Opfer des Holocaust die Gruppe der Zwangsarbeitenden in den Blick. Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD) sprach im Zusammenhang mit den Konzentrationslagern von einem „industriell aufgebauten Mordkomplex“.
Der Vorsitzende des Buchenwald-Komitees, Naftali Fürst, zitierte in seiner Gedenkrede aus dem Schwur der Häftlinge von Buchenwald: „Der Aufbau einer neuen Welt des Friedens und der Versöhnung ist das Ziel“. 79 Jahre seien seit der Schoah vergangen, doch die Sprache der Mörder sei nicht mehr Deutsch, sondern Arabisch.