Thüringen wird einen Landesbetroffenenrat für Kinderschutz bilden. Das Gremium solle als Interessenvertretung für von sexualisierter Gewalt in Kindheit und Jugend Betroffene fungieren, teilte die Thüringer Landesregierung im Anschluss an die wöchentliche Zusammenkunft des Kabinetts in Erfurt mit. Der Betroffenenrat werde beim Landesbeauftragten für Kinderschutz, Jugendstaatsekretär Winfried Speitkamp, angesiedelt.
Speitkamp erhofft sich von dem Gremium, die strukturierte politische Anbindung der Expertise von Betroffenen in der Kinderschutzarbeit in Thüringen voranzutreiben. Thüringen habe bereits ein bundesweit anerkanntes Kinderschutznetzwerk. Das neu zu schaffende Gremium werde dieses Netzwerk weiter stärken. Betroffene seien keine Opfer, sondern Expertinnen und Experten für ihre Situation. Es dürfe nicht nur über sie, sondern es müsse mit ihnen gesprochen werden. Dafür bedürfe es eines geschützten Raumes, der durch den Landesbetroffenenrat geschaffen werde.
Aktuelle Zahlen für Deutschland zeigen laut der Thüringer Landesregierung, dass jeder beziehungsweise jede siebte bis achte Erwachsene in Kindheit und Jugend sexualisierte Gewalt erlebt hat. Missbrauch finde vor allem im sozialen Umfeld statt. Schwere Traumatisierungen und Langzeitfolgen für die Betroffenen seien damit verbunden.
In Thüringen gibt es seit 2020 einen Landesbeauftragten für Kinderschutz. Der Einrichtung des Landesbetroffenenrats schließe sich eine Findungsphase an. Mit der Konstituierung des Gremiums sein erst in einigen Monaten zu rechnen.