Leitende evangelische Theologen in der Pfalz und im Elsass haben die Bedeutung des elsässischen Reformators Martin Bucer (1491-1551) für die Reformationsgeschichte in Europa gewürdigt. Ohne die Fähigkeit des lange unterschätzten Theologen, zwischen den zerstrittenen reformatorischen Flügeln in der frühen Reformationszeit zu vermitteln, sähe die religiöse Landschaft Europas heute anders aus, sagte die pfälzische Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst in Speyer dem Evangelischen Pressedienst (epd). Die französische Partnerkirche der Evangelischen Kirche der Pfalz, die Union Protestantischer Kirchen von Elsass und Lothringen (UEPAL), feiert den Höhepunkt ihres Festjahres „500 Jahre Martin Bucer in Strasbourg“ am Samstag in Straßburg mit einem Kirchentag.
Auch UEPAL-Präsident Christian Albecker in Straßburg betonte, dass Bucer im Vergleich zu den Reformatoren Martin Luther (1483-1546), Ulrich Zwingli (1484-1531) aus Zürich und Johannes Calvin (1509-1564) aus Genf zu Unrecht vergessen sei. Bucer, der 1523 nach Straßburg flüchtete, habe „die protestantische Reformation in der ganzen Welt beeinflusst“, sagte er. Bucer, der im elsässischen Sélestat (Schlettstadt) geboren wurde, setze sich in Straßburg rund 25 Jahre lang als Prediger für die Kirchenreform und die Einheit der Protestanten ein, vor allem im Abendmahlstreit. Auch gilt der frühere Luther-Schüler als „Erfinder“ der Konfirmation, die er 1539 im nordhessischen Ziegenhain einführte.