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Theologe sieht große Distanz zwischen Regierung und Kirche

Wie steht es aus kirchlicher Sicht um die Ampelkoalition? Der Paderborner Moraltheologe Peter Schallenberg stellt der Regierung in Berlin ein schlechtes Zeugnis aus.

Über eine Liberalisierung der Abtreibungsfrage wird diskutiert
Über eine Liberalisierung der Abtreibungsfrage wird diskutiertImago / epd-bild

Die Regierungskoalition hat nach Ansicht des katholischen Theologen Peter Schallenberg keinen richtigen Draht zur Kirche aufbauen können. “Wenn es um so wichtige Themen wie den Lebensschutz oder den Schutz von Ehe und Familie geht, ist die Distanz der Ampelregierung zu unseren Positionen als Kirche denkbar groß”, sagte der in Paderborn lehrende Moraltheologe in einem auf der Plattform katholisch.de veröffentlichten Interview. “Dass viele Mitglieder der Regierung ganz grundsätzlich mit Religion fremdeln, konnte man ja schon beim Start der Ampel sehen, als die meisten Minister ihren Amtseid ohne religiöse Beteuerung geleistet haben.” Diese Grundhaltung habe sich seither nicht verändert.

Theologe: Regierung in Sachen Religionsfreiheit “äußerst still”

So verhalte sich die Regierung in Sachen Religionsfreiheit und Christenverfolgung “äußerst still ist”, beklagte der Theologe. Er sprach in diesem Zusammenhang von einem schweren Fehler: “Schließlich sehen wir weltweit starke Einschränkungen der Religionsfreiheit. Für die Ampel – und hier insbesondere für SPD und Grüne – scheint Religion jedoch auch im globalen Maßstab eine zu vernachlässigende private Spielwiese zu sein.”

Den Kurs der Ampelkoalition in der Abtreibungsdebatte halte er für verheerend. “Die bestehende Rechtslage, nach der ein Schwangerschaftsabbruch grundsätzlich rechtswidrig, aber unter bestimmten Voraussetzungen straffrei bleibt, ist aus meiner Sicht ein guter Kompromiss, der sich bewährt hat und nicht ohne Not aufgegeben werden sollte”, sagte Schallenberg. “Für uns als Kirche ist klar: Das menschliche Leben beginnt mit der Verschmelzung von Ei- und Samenzelle, der Embryo entwickelt sich als Mensch und nicht erst zum Menschen. Daraus ergibt sich meines Erachtens zwingend die grundsätzliche Rechtswidrigkeit einer Abtreibung. Dass Teile der Koalition dies bezweifeln und ein generelles Recht auf Abtreibung einführen wollen, ist schockierend.”