Der Londoner Theologe John Bradbury (United Reformed Church) hat die Säkularisierung als große Herausforderung für die protestantischen Kirchen in Europa bezeichnet. Anders als früher hätten die Kirchen nicht mehr einen Platz in der Mitte der Gesellschaft, sondern müssten ihre Stimme im Konzert vieler anderer Stimmen erheben, sagte Bradbury dem Evangelischen Pressedienst (epd) in Bad Herrenalb.
Dort treffen sich bis Sonntag etwa 50 synodale Mitglieder der Gemeinschaft Evangelischer Kirchen in Europa (GEKE) zum Austausch und zur Begegnung. Die GEKE mit Sitz in Wien, deren Präsident Bradbury ist, vertritt 95 protestantische Kirchen mit rund 40 Millionen Christen.
Vorhandene Ressourcen besser nutzen
Auch der Mitgliederschwund und die daraus resultierenden geringeren finanziellen Mittel machten den Kirchen zu schaffen, sagte Bradbury, der Pfarrer der United Reformed Church in England ist. Davon seien die einzelnen Mitgliedskirchen unterschiedlich stark betroffen. Sie müssten sich jedoch alle überlegen, wie die vorhandenen Ressourcen am besten genutzt werden könnten.
„Wir können nicht mehr alle Dinge so tun wie früher“, sagte der Theologe. Trotzdem sollten die Kirchen optimistisch bleiben, gleichzeitig aber kreativer werden und neue Wege ausprobieren. Als ein Beispiel nannte er ergänzende Angebote zum traditionellen Sonntagsgottesdienst. Zudem müssten sich die evangelischen Kirchen Konzepte überlegen, wie sie sich neu in eine veränderte Gesellschaft einbringen könnten.
“Kirche für alle” soll bleiben
Der Klimawandel, politische und wirtschaftliche Unsicherheiten in den Ländern sowie rechtsextremistische Parteien seien weitere Herausforderungen, auf die sie reagieren müssten. „Es ist wichtig, dass die Kirchen ihre Stimme für Wahrheit und Integrität erheben“, erklärte er. Gleichzeitig müssten sie aber grundsätzlich eine „Kirche für alle bleiben“, egal welche politische Meinung die Menschen hätten.