Der leitende Theologe der Lippischen Landeskirche, Dietmar Arends, hat angesichts eines „Rechtsrucks“ in Deutschland und Europa zur Verteidigung von Demokratie und Freiheit aufgerufen. Dies sei „bitter nötig“ angesichts des großen Zuspruchs für die AfD, die inzwischen in drei Landesverbänden als gesichert rechtsextrem eingestuft werde, sagte der evangelische Theologe am Sonntag bei einer Kundgebung zum Internationalen Tag der Menschenrechte in Detmold, zu der mehr als 20 Organisationen und Gruppen aufgerufen hatten. „Rassismus und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit haben viele Gesichter und dem stellen wir uns entgegen.“
Die Menschenfeindlichkeit richte sich gegen etwa gegen Juden, Menschen mit Behinderung, queere Menschen und Muslime, sagte Arends laut Redetext. Vor allen Dingen richte sie sich gegen Geflüchtete und Menschen mit Migrationserfahrung. Arends wies darauf hin, dass die AfD in Sachsen nach Einschätzung des Verfassungsschutzes mit ihren Positionen gerade in der Migrationsfrage „gegen die im Grundgesetz zuallererst und unverrückbar verankerte Garantie der Menschenwürde“ verstoße. „Mit der schrecklichen Rede von der sogenannten ‘Volksvermischung’ und vielem anderen vertritt die AfD klar völkische und nationalistische Positionen.“
„Wir müssen dem widersprechen“, forderte der lippische Landessuperintendent. Es dürfe nicht hingenommen werden, dass sich „diese unsäglichen Tendenzen“ in der Gesellschaft wieder breit machen: „Nie wieder ist jetzt.“ Besorgt zeigte sich der 60-jährige Theologe auch darüber, dass Positionen in die Mitte der Gesellschaft gewandert seien, die bis vor einiger Zeit fast nur von der extremen Rechten vertreten worden seien. „Die verfälschende Rede von der irregulären oder gar illegalen Migration oder noch schlimmer von den illegalen Migranten hat sich auf schlimme Weise breit gemacht“, beklagte Arends.
Dagegen halte er an dem Satz „Kein Mensch ist illegal“ fest. Es sei das Recht von Menschen, in einem anderen Land Zuflucht und Asyl zu suchen. Das gelte es gerade am Tag der Menschenrechte deutlich zu sagen. In der jüdisch-christlichen Tradition spiele der Schutz für Fremde eine ganz besondere Rolle, erläuterte Arends. Die gesellschaftliche Debatte heute dagegen richte sich mehr und mehr gegen Geflüchtete.
„Die Frage, wie Menschen zu ihrem Recht auf Schutz vor Verfolgung kommen, spielt kaum noch eine Rolle“, kritisierte der Landessuperintendent. „Damit möchte ich mich nicht abfinden.“ Er wolle weiter für eine Gesellschaft eintreten, die für ein friedliches und respektvolles Miteinander von Menschen unterschiedlicher Herkunft stehe.