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Theater in Görlitz beendet schlagzeilenträchtige Sponsorensuche

Dem Theater Görlitz-Zittau bleibt eine Umbenennung nach einem Großsponsor wie Coca-Cola wohl erspart. Die umstrittene Aktion habe trotzdem etwas gebracht, findet Intendant Morgenroth.

Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau bekommt keinen neuen Sponsoren-Namen. Das Haus will zum Monatsende seine umstrittene Suche nach einem Geldgeber, der damit die Namensrechte am Theater erwirbt, auslaufen lassen. Trotz hoher Aufmerksamkeit deutschlandweit konnte kein Sponsor gefunden werden, der bereit gewesen wäre, den angepeilten sechsstelligen Betrag zu bieten, wie Intendant Daniel Morgenroth am Freitag auf Anfrage der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) in Görlitz sagte.

Mit dem Angebot hatte das nach dem Literaturnobelpreisträger Gerhart Hauptmann (1862-1946) benannte Theater im September für Schlagzeilen gesorgt. Im Sport sei ein solches Vorgehen gang und gäbe, argumentierte Morgenroth damals. “In Deutschland gehen jedes Jahr mehr Menschen ins Theater als ins Fußballstadion. Mit den Namensrechten an unserem Haus erreichen Unternehmen jährlich über 150.000 Zuschauer sowie knapp ein halbe Million Menschen im gesamten Kulturraum Oberlausitz-Niederschlesien.”

Es habe sich deutlich gezeigt, dass privates Sponsoring die öffentlichen Mittel nicht ersetzen könne, lautete jetzt die Bilanz des Intendanten. “Wir arbeiten deshalb ganz eng, auch im Landesverband mit der Politik zusammen, um im Land Sachsen eine dauerhafte und bessere Theaterfinanzierung zu garantieren. Denn die Vielfalt und das Angebot, das wir machen, ist nur mit öffentlicher Unterstützung zu finanzieren.” Insbesondere die Theater und Orchester jenseits der Zentren Leipzig und Dresden bräuchten mehr Unterstützung.

Das Gerhart-Hauptmann-Theater Görlitz-Zittau verzeichnete laut Morgenroth 2024 den erfolgreichsten Dezember aller Zeiten mit 35.000 Zuschauerinnen und Zuschauern sowie Rekordeinnahmen. “Dennoch sind wir weit davon entfernt, in irgendeiner Weise kostendeckend arbeiten zu können.”

Gleichwohl habe die Sponsoring-Aktion eine breite und sehr kontrovers geführte Debatte über den Wert von Kunst und Kultur angestoßen, sagte der Intendant der KNA. “Ich finde das einen ersten richtigen Schritt, denn uns muss als Gesellschaft bewusst werden, wie wertvoll unsere Theater- und Orchesterlandschaft ist, und wie sie überhaupt erst dazu beiträgt, dass eine freiheitliche Gesellschaft, die wir uns wünschen, entstehen kann.”