Die Hauptthemen der evangelisch-katholischen Telefonseelsorge Saar sind laut Pfarrer Volker Bier Einsamkeit, Depression und Suizidalität. „Aber eigentlich ist das bindende Thema die fehlende Verbindung zwischen uns. Da bröselt etwas“, sagte der evangelische Leiter der Telefonseelsorge am Mittwoch in Saarbrücken bei der Vorstellung des Jahresberichts 2023. Es gebe ein „unendlich hohes Bedürfnis“ nach „authentischen, ehrlichen Beziehungen, die einem im Eigenbild unterstützen und einen nicht gefährden“.
Im vergangenen Jahr zählte die Telefonseelsorge den Angaben zufolge 11.826 Anrufe (2022: 12.051). Die Mitarbeitenden hätten 9.556 telefonische Gespräche geführt (2022: 9.542). Die Quote missbräuchlicher Anrufe sei mit 4,7 Prozent wie die Quote der Aufleger mit 12,5 Prozent vergleichbar zum Vorjahr. Einsamkeit habe in etwa einem Drittel der Gespräche (30,1 Prozent), depressive Stimmungen in weniger als einem Fünftel (16 Prozent) eine Rolle gespielt. Alle Arten von Beziehungen seien jedoch in 51,1 Prozent der Gespräche vorgekommen. 59 Prozent der Anrufenden seien Frauen gewesen, 40 Prozent Männer. Die über 50-Jährigen hätten 60,3 Prozent aller Anrufe ausgemacht, unter 30-Jährige 7,9 Prozent.
Einsamkeit bedeutet laut Bier nicht immer ausgeschlossen zu sein. Manchmal entstehe diese auch aus einem Rückzug. Das könnte durchaus eine Folge der Corona-Pandemie sein, weil diese gezeigt habe, dass so ein Rückzug kurzfristig funktioniere. Langfristig fehlten aber die Beziehungen, die viele nicht mehr gewohnt seien zu leben, erläuterte er.
Der katholische Leiter Ulrich Monzel ergänzte, dass zurzeit auch die Zahl der jüngeren Anrufer wieder steige, was sich derzeit aber noch nicht in der Statistik des vergangenen Jahres widerspiegele. „Das für die Jugend altmodische Telefon macht einen Unterschied“, betonte der Diplompsychologe. Dieses ermögliche, sich Zeit zu nehmen, ein Problem zu besprechen. Bei immer kürzeren Informationsintervallen in der heutigen Zeit werde diese „neue Qualität“ wiederentdeckt. Als „große Not“ bezeichnete er die fehlenden Therapieplätze anderweitig, weswegen sich viele Menschen an die Telefonseelsorge wenden müssten.
Per E-Mail gab es laut Telefonseelsorge Saar im vergangenen Jahr 185 Kontakte (2022: 410). Auch hier spielten vor allem depressive Verstimmung (41,6 Prozent) und Ängste (41 Prozent) eine große Rolle, gefolgt von Stress und Erschöpfung (17,8 Prozent). Während die Chat-Beratung im vergangenen Jahr aufgrund personeller Veränderungen ausfiel, zählt die Telefonseelsorge 468 Kontakte in der Vor-Ort-Beratung (2022: 430). Hier waren die dominierenden Themen Ängste (35,8 Prozent), Selbstbild (21,8 Prozent) und familiäre Beziehungen (20,1 Prozent).