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Tausende demonstrieren beim “Marsch für das Leben” in München

“Jedes Leben ist ein Geschenk” – dieser und weitere Slogans waren bei der Demo von “Pro-Life”-Unterstützern in München zu hören. Auch ein Bischof lief mit. Die Gegenposition war auch aktiv – mit lila Rauchschwaden.

Mehrere tausend Abtreibungsgegner sind am Samstagnachmittag in München auf die Straße gegangen. Zum fünften Mal fand dort der “Marsch fürs Leben” statt, zu dem auch der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer gekommen war. Der Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki hatte in einem Grußwort seine Unterstützung der Teilnehmenden mit den Worten bekundet: “Sie bezeugen beim ‘Marsch für das Leben’ eine Kultur des Lebens, die auf Respekt, Liebe und Solidarität basiert.” Weitere Solidaritätsbekundungen kamen den Bischöfen von Passau und Eichstätt, Stefan Oster und Gregor Maria Hanke.

Die Organisatoren, der Verein “Stimme der Stillen”, hatten 8.000 Personen erwartet. Die Polizei sprach im Anschluss von etwa 2.200 Teilnehmern. An einer parallelen Gegendemonstration für das Recht auf Selbstbestimmung hätten sich rund 800 Menschen beteiligt. Diese machten unter anderem mit lila Rauchschwaden auf sich aufmerksam. Die Farbe Lila – beziehungsweise “purple” im Englischen – ist eine weit verbreitete Symbolfarbe für Gleichberechtigung und Selbstbestimmung.

Laut Polizei kam es beim “Marsch fürs Leben” zu mehreren Störversuchen von außen, die durch Einsatzkräfte unterbunden worden seien. Ansonsten sei die Veranstaltung friedlich verlaufen.

Bei der Kundgebung, an der junge und ältere Menschen, Familien sowie Priester und Ordensleute teilnahmen, wurden Plakate mit Aufschriften wie “Abtreibung? – Nein Danke”, “Sterbehilfe – Nein Danke”, “Väter werden durch Liebe zu Helden” oder “Mutter werden – mehr Frau sein geht nicht” hochgehalten sowie gelbe und blaue Luftballons.

Hauptredner Kristijan Aufiero, Gründer einer digitalen “Pro Life Beratungsorganisation” erklärte, es müsse sich in Deutschland und ganz Europa etwas ändern. Seit 50 Jahren kämpfe man für einen besseren Lebensschutz und dafür, dass Schwangere in Not mehr Hilfe bekämen. Doch stattdessen werde das Recht auf Leben zunehmend ausgehöhlt. Es sei an der Zeit, in die Offensive zu gehen. Wichtiger als aller Aktivismus in Politik, Medien und Politik sei aber: “Wir müssen diesen Frauen mit unseren Worten und mit unseren Taten zur Seite stehen.” Diese bräuchten konkrete Hilfen, wenn sie sich für ihre ungeborenen Kinder und ihre Familie entschieden, so Aufiero.

Der aus Sachsen stammende Franziskaner Paulus-Maria Tautz sagte, es gelte, wegzukommen von der Lüge, dass Leben eine Belastung sei. Familien mit Kindern bräuchten mehr Hilfen. Großeltern sollten nicht mit dem Wohnwagen durch die Welt fahren, sondern beim Aufziehen ihrer Enkel mithelfen. Familien sollten seiner Ansicht nach wieder mehr Kinder haben. Auf dem sich anschließenden Marsch skandierten die Teilnehmenden Rufe wie “Lebensrecht für jedermann – Lebensschutz von Anfang an”.

Die “Fachinformationsstelle Rechtsextremismus München” sprach vorab von einer der größten rechten Demonstrationen in Süddeutschland. Man beobachte die Veranstaltung kritisch, “da unter dem Deckmantel eines ‘Pro Life’-Narrativs antidemokratische, antifeministische und menschenfeindliche Positionen transportiert” würden. Die Informationsstelle ist Kooperationspartner der Landeshauptstadt München, versteht sich aber als unabhängig.

Der “Marsch fürs Leben” wird auch innerkirchlich unterschiedlich bewertet. In großen Organisationen wie dem Landeskomitee der Katholiken in Bayern hat die Veranstaltung keinen Rückhalt. Gleichwohl wird auch dort die Grundposition geteilt, dass menschliches Leben von Anfang bis zum Ende geschützt werden müsse.