Der Sturz des syrischen Machthabers Assad hat viele Hoffnungen geweckt. Doch die aktuelle Lage im Land ist niederschmetternd. Der Erzbischof von Homs richtet jetzt einen Appell an die neuen Machthaber.
Angesichts der jüngsten Gewaltausbrüche in Syrien hat der katholische Erzbischof von Homs, Jacques Mourad, ein Verbot aller bewaffneten Demonstrationen im Land gefordert. Dies könne zur Sicherheit und Stabilität beitragen, sagte Mourad am Dienstag bei der Vollversammlung der Deutschen Bischofskonferenz im Kloster Steinfeld in der Eifel. Nötig seien zudem freie Präsidentschaftswahlen unter Aufsicht der Vereinten Nationen und die Ausarbeitung einer Verfassungsreform.
Mourad war 2015 von Dschihadisten des “Islamischen Staats” entführt und fünf Monate lang gefangen gehalten worden, bis ihm die Flucht gelang. “Die Form der derzeitigen Übergangsregierung, die ausschließlich aus Sunniten besteht, weist auf die Sackgasse hin, in der wir uns befinden”, sagte er. Die künftige Regierung müsse die Vielfalt des syrischen Volkes besser repräsentieren. Der Erzbischof warnte vor Bestrebungen der Machthaber, die Scharia, das traditionelle islamische Recht, als Grundlage der neuen Gesetzgebung durchzusetzen.
Nach Angaben der Syrischen Beobachtungsstelle für Menschenrechte wurden vergangene Woche bei Auseinandersetzungen zwischen Anhängern des gestürzten Machthabers Baschar al-Assad und Sicherheitskräften der neuen Regierung mehr als 1.000 Menschen getötet. Berichte über Massaker von islamistischen Miliz-Angehörigen an der alawitischen Minderheit sorgten international für Entsetzen.
Der unerwartete Sturz des Assad-Regimes im Dezember habe viele Hoffnungen geweckt, sagte Mourad. “Wie groß war unsere Freude, als Häftlinge befreit wurden und die Gefängnisse sich leerten, doch die Tage vergingen und die Gefängnisse haben sich wieder gefüllt, vor allem mit Alawiten.” In willkürlichen Schnellverfahren seien Menschen hingerichtet worden. Die neue Regierung habe auch viele Familien aus ihren Häusern vertrieben und deren Inhalt beschlagnahmt.